Antennenforschung, die Entwicklung neuartiger Messkonzepte für Photovoltaikanlagen oder die Zustandsüberwachung von Brücken, Pipelines oder Schiffsrümpfen, um Wartungskosten zu senken: Mit diesen spannenden Themen beschäftigen sich Nachwuchswissenschaftler*innen der Technischen Universität Hamburg. Für ihre Leistungen wurden sie nun mit den Wissenschaftspreisen der Gisela und Erwin Sick Stiftung für innovative Lösungen mit einem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro gewürdigt. Die Stiftung ehrt bereits zum elften Mal hervorragende Forscher*innen der TU Hamburg.
Preisträger Jeremy Strätling
Jeremy Strätling entwickelte in seiner Bachelorarbeit ein neuartiges, mobiles Messverfahren zur Bestimmung der symmetrischen Komponentenimpedanz von Photovoltaik-Wechselrichtern, das auf einer systematischen Frequenzanregung durch Beschaltung mit ohmscher Last basiert. Dieses Verfahren ermöglicht eine präzise Stabilitätsanalyse des Stromnetzes. Das entwickelte Messkonzept wird derzeit skaliert und im Forschungsprojekt ImaStabil genutzt, um die Netzstabilität beim zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien zu gewährleisten. Jeremy Strätling absolvierte sein Studium der Allgemeinen Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Elektrotechnik an der TU Hamburg. Sein Engagement für die Energiewende spiegelt sich in seiner Bachelorarbeit wider, welche einen Baustein zur Systemstabilität im Zuge der Energiewende darstellt. Im Rahmen seines Stipendiums bei der Heinrich-Böll-Stiftung setzt er sich vertieft mit Fragen der Nachhaltigkeit und Energiepolitik auseinander.
Preisträger Niklas Frewer
Niklas Frewer wurde für seine Masterarbeit ausgezeichnet, in der er einen mehrkanaligen Radarsensor validiert, der mehrere Ziele gleichzeitig erkennen und deren relative Bewegung genau messen kann. Durch eine speziell angeordnete, schwach ausgedünnte Gruppenantenne wird die räumliche Auflösung des Sensors deutlich verbessert. Der Sensor wurde im Labor aufgebaut, getestet und erlaubt mithilfe digitaler Strahlschwenkung eine präzise Richtungs- und Bewegungsmessung der Ziele. Niklas Frewer ist seit 2024 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochfrequenztechnik der Technischen Universität Hamburg, nachdem er im selben Jahr seinen Master of Science in Elektrotechnik an der TU Hamburg abgeschlossen hat. Berufserfahrung sammelte er als Werkstudent bei NXP Semiconductors in der Firmware-Entwicklung für sichere ICs sowie bei Nexperia in der Bipolar-Transistor-Entwicklung.
Preisträger Dr. Peter Oppermann
Die Zustandsüberwachung von Bauwerken kann Wartungskosten senken und die Sicherheit erhöhen, steht jedoch vor Herausforderungen wie schwer zugänglichen, metallisch abgeschirmten Bereichen, in denen herkömmliche Funktechnologien nur eingeschränkt funktionieren. Diese Dissertation zeigt erstmals, dass batterielose Sensoren, die über Schallwellen kommunizieren und mit Energie versorgt werden, über Entfernungen von mehr als drei Metern zuverlässig funktionieren, wobei innovative Methoden die Datenübertragungsrate steigern und automatische Anpassungen ohne Expertenaufwand ermöglichen. Peter Oppermann studierte Allgemeine Ingenieurwissenschaften (Bachelor) und Informatik-Ingenieurwesen (Master) an der TU Hamburg und wurde für seine Masterarbeit mit dem Petersen-Preis ausgezeichnet. Nach zwei Jahren als Softwareentwickler am Fraunhofer-Institut MEVIS promovierte er von 2019 bis 2024 an der TUHH mit Schwerpunkt auf drahtloser akustischer Kommunikation und Energieübertragung. Seit 2024 arbeitet er als Oberingenieur am Institut für Autonome Cyber-Physische Systeme.
Der Wissenschaftspreis der Gisela und Erwin Sick Stiftung
Zur Förderung der Ingenieur- und Naturwissenschaften vergibt die Gisela und Erwin Sick Stiftung an der TU Hamburg einen Preis für herausragende Arbeiten im Themenfeld „Technisch-wissenschaftlicher Fortschritt zum Vorteil von Mensch und Gesellschaft“. Bei der Vergabe der Wissenschaftspreise wird sowohl auf grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse als auch auf die technische Praxisrelevanz Wert gelegt. In den Arbeiten soll die Bedeutung von innovativer Technologie, insbesondere von Messmethoden, Sensoren oder Messtechniksystemen, für einen nachhaltigen Vorteil für Mensch und Gesellschaft erkennbar sein.
Die Gisela und Erwin Sick Stiftung
Die Gisela und Erwin Sick Stiftung wurde im Jahr 2002 von Gisela Sick, der Witwe von Dr.-Ing. e. h. Erwin Sick, dem Gründer der SICK AG, ins Leben gerufen. Seitdem widmete sich die inzwischen verstorbene Stifterin einer umfassenden Bildung von jungen Menschen, die weit über die Vermittlung von Fachwissen hinausgeht. In Anerkennung des Lebenswerkes ihres verstorbenen Mannes richtete Gisela Sick bei ihren Stiftungsaktivitäten einen besonderen Schwerpunkt auf die Naturwissenschaften und Technik. An der TU Hamburg engagiert sich die Stiftung bereits langjährig insbesondere durch die Auslobung von Wissenschaftspreisen und der Förderung von zahlreichen Deutschlandstipendien. Seit Dezember 2019 leitet Renate Sick-Glaser, die Tochter der Unternehmerfamilie, als Vorsitzende des Stiftungsrates die Gisela und Erwin Sick Stiftung.
Weitere Informationen zur Stiftung finden Sie unter www.sick-stiftung.org/ges/