Forschungsbericht 2005



Einsatz (extrem) thermophiler Mikroorganismen zur biologischen Wasserstofferzeugung aus biogenen Roh- und Reststoffen

Institut: AbfallRessourcenWirtschaft
Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Rainer Stegmann
Stellvertretende Projektleitung: Dipl.-Ing. Dorothea Zurawski
Mitarbeiter/innen: Dipl.-Ing. Mareike Meyer, Dipl.-Ing. Dorothea Zurawski
Projektnummer: E.1-04.088
Laufzeit: 01.10.2004 - 30.09.2007
Finanzierung: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.


 
Bild

Bild: Versuchssystem zur fermentativen Erzeugung von Biowasserstoff, bestehend aus einem Messwertrechner, Gasanalyseschrank, Bioreaktor und Dampferzeuger (v.l.n.r.)

WISSENSCHAFTLICHE KONTAKTE UND KOOPERATIONEN:

  • TU Hamburg-Harburg, Institut für Technische Mikrobiologie, Prof. Dr. rer.nat. Dr. h.c. G. Antranikian

ZIEL

Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden aus verschiedenen (in erster Linie landwirtschaftlichen) Roh- bzw. Reststoffen möglichst hohe Mengen an Wasserstoff bzw. ein möglichst wasserstoffreicher Gasstrom produziert. Gesamtziel des Projekts ist die mikrobielle, substratspezifische und verfahrenstechnische Entwicklung und Optimierung eines Systems zur fermentativen Erzeugung von Bio-Wasserstoff (Bio-H2).

Für die fermentative H2-Erzeugung kommen als Substrat zum einen sogenannte Energiepflanzen oder Nachwachsende Rohstoffe (z.B. Mais oder Zuckerrüben) in Frage. Eine weitere Substratquelle stellen landwirtschaftliche oder industrielle Abfälle dar, die normalerweise kostenintensiv zu entsorgen wären, durch eine energetische Nutzung aber einen wirtschaftlichen Nutzen erbringen. Dazu zählen Ernteüberschüsse oder Reststoffe aus der Verarbeitung von Kartoffeln und Zuckerrüben, sowie Reststoffe aus der Stärkeproduktion und -verarbeitung.

Die umzusetzenden Substrate werden unter Animpfung mit (extrem) thermophilen Spezialisten- bzw. Mischkulturen in die (extrem) thermophile (60° - 80°C) H2-Stufe eingebracht, die weitgehend einer Versäuerungsstufe entspricht. Die hohe Prozesstemperatur hat den Vorteil einer natürlichen Selektion der Mikroorganismen zu Gunsten der H2-Bildner und einer gleichzeitigen Hygienisierung der Substrate nach der Bioabfallverordnung (BioAbfV, 1998).

INHALT

Im ersten Projektjahr wurden potentielle Substrate und Mikroorganismen zum Animpfen des Prozesses ausgewählt. Anschließend wurden diese in Laborversuchen auf ihre Potentiale zur biologischen H2-Bildung untersucht. Hierbei wurden auch erforderliche Vorbehandlungsmaßnahmen entwickelt und optimiert, wie z.B. eine Hitzevorbehandlung der Inokulums Klärschlamm. Auf Grundlage gaschromatographischer Analysen der Gasphase werden Rückschlüsse auf optimale Milieu- und Betriebsbedingungen zur biologischen Wasserstoffbildung im Batchbetrieb getroffen. Als Testsystem wird zum einen das Sensomat-System (630 ml Volumen) eingesetzt. Außerdem werden Untersuchungen im Anaeroben Testsystem ATS (5 l Volumen) durchgeführt, das gegenüber dem manometrisch betriebenen Sensomat-System ein volumetrisches Testsystem mit kontinuierlicher Gasabfuhr ist.

Parallel zu den Versuchen im Sensomat- und Anaeroben Testsystem werden Untersuchungen in einem Anaerob-Bioreaktor (30 l Volumen) durchgeführt. Dieser ermöglicht u.a. eine dis-/kontinuierliche Substratbeschickung, Erfassung und Steuerung des pH-Wertes, in-situ Sterilisation sowie eine Online-Gasanalytik.

Basierend auf den Ergebnissen der Versuche werden weitere Optimierungen der Milieu- und Betriebsbedingungen erfolgen. Wichtige Einflussgrößen sind substrat- und verfahrensspezifische, sowie mikrobielle Parameter.

ZWISCHENERGEBNISSE

Die durchgeführten Untersuchungen zur fermentativen Erzeugung von Bio-Wasserstoff im Labormaßstab (500 ml - 30 l) zeigen beachtliche spezifische H2-Produktionsraten von bis zu 220 Nml H2/g oTS. Das im Rahmen der Versuche gebildete Biogas besteht bei optimalen Prozessbedingungen nur aus Wasserstoff und Kohlendioxid, wobei der H2-Anteil mit einem Wert von bis zu 60 Vol.-% in der Regel über dem des CO2 liegt. Neben dem Modellsubstrat Glukose zeigen verschiedene biogene Stoffe (wie Zucker-, Futterrübe, Kartoffel, Mais) ein hohes Potential als Substratquelle für die fermentative Erzeugung von Bio-Wasserstoff.

Außerdem konnte aus einem mit Klärschlamm angeimpften System ein neuer wasserstoffproduzierender Stamm namens Thermoanaerobacterium hydrogenicum isoliert werden, der momentan untersucht wird.

Weitere Informationen zu diesem Forschungsprojekt können Sie hier bekommen

 

Publikationen
  • 1-04.561V
    Zurawski, D.; Susanto, A.L.; Stegmann, D. (2004): Fermentative Erzeugung von Bio-Wasserstoff aus biogenen Roh- und Reststoffen. In: Proceedings (CD-ROM) des 10. Internationalen Kongresses für nachwachsende Rohstoffe und Pflanzenbiotechnologie NAROSSA, 07.-08.06.04, Magdeburg.
  • 1-04.562V
    Zurawski, D.; Susanto, A.L.; Stegmann, R. (2004): Sind Bioabfälle und Energiepflanzen zur biologischen Wasserstofferzeugung geeignet? In: Schriftenreihe des ANS, 65. Informationsgesprächs des ANS e.V. "EEG und Emissionshandel - Neue Chancen für Biomassenutzung und Abfallwirtschaft", Hrsg: K. Fricke, G. Kosak, R. Wallmann, J. Fischer, H. Vogtmann, 06.-07.12.04, Braunschweig, S. 189-200, ISBN 3-935974-06-X.
  • 1-04.563V
    Susanto, A. L.; Zurawski, D.; Stegmann, R. (2004): Thermophilic Fermentative Biohydrogen Production. In: Proceedings of the 1st Biannual Meeting on Bioprocess Engineering, 22-26.11.2004, in Bandung, Indonesia.
  • 1-04.611V
    Zurawski, D.; Meyer, M.; Stegmann, R. (2005): Fermentative production of biohydrogen from biowaste using digested sewage sludge as inoculum. In: Proceedings of Sardinia 2005 - Tenth International Waste Management and Landfill Symposium. Cossu, R.; Stegmann, R. (Hrsg.). CISA, Environmental Sanitary Engineering Centre. S. Margerita di Pula, Cagliari, Italy, 03-07.10.2005.

Stichwörter

  • Biogas
  • Biomasse
  • Biomethan
  • Biowasserstoff
  • Fermentation