Ein bislang nicht ausgeschöpftes Potenzial für die Energiewende bietet die Erzeugung von Biomethan aus Küchenabfällen. Bislang wird nur ein kleiner Teil dafür verwendet.
Von 85 Kilogramm in privaten Haushalten generierten Küchenabfällen pro Person und Jahr werden bislang nur etwa 21 Kilogramm über die Biotonne eingesammelt und für eine weitere Verwertung zu Biogas und Kompost genutzt. „Um aus Küchenabfällen Biogas zu gewinnen, muss der Müll richtig getrennt werden. Ein Großteil der Küchenabfälle landet fälschlicherweise im Restmüll, wird damit verbrannt und geht so für eine hochwertige energetische und stoffliche Verwertung verloren“, erklärt Steffen Walk. Er ist Teil der Forschergruppe Bioressourcenmanagement (BIEM) des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz an der TU Hamburg, die sich mit einem Projekt die Verwertung des Biomülls zum Ziel gesetzt hat. Bislang ist es so, dass aus dem Anteil, der in die Biotonne kommt, vielerorts noch kein Biogas gewonnen, sondern ausschließlich Kompost hergestellt wird. Idealerweise sollte eine Prozesskaskade aus Biogasproduktion mit anschließender Kompostierung des sogenannten Gärrests zur effizienten energetischen und stofflichen Nutzung der Bioabfälle erfolgen. Biogas enthält hauptsächlich Methan und Kohlendioxid. Durch die Entfernung des Kohlendioxids kann das Biogas zu Biomethan aufgewertet werden, das einen ähnlichen Brennwert wie fossiles Erdgas hat. „Nur etwa 15 Prozent der etwa 120 kommunalen Biogasanlagen Deutschlands arbeiten nach diesem Prinzip und speisen Biomethan in das Erdgasnetz ein, während bei den anderen eine direkte Verstromung erfolgt. Da ist also noch Luft nach oben“, so Walk.
Würde man das Bioabfallpotenzial aller 83 Millionen Einwohner Deutschlands zur Biomethanerzeugung nutzen, könnte der Gasverbrauch von 2,8 Millionen Menschen für ein Jahr gedeckt werden. Dazu können wir alle beitragen, indem man den Küchenabfall besser trennt. Die Nutzung von kleinen Gefäßen mit Deckel ist zur Bioabfalltrennung in der Küche empfehlenswert. Im Vergleich zu Kunststoff- oder Papierbeuteln spart dies Ressourcen und schont den Geldbeutel. Je mehr gesammelt wird, desto höher ist der Anreiz zum Neubau und zur Aufrüstung von Kompost- und Biogasanlagen zur Biomethangewinnung. Steffen Walk fordert: „Die Politik sollte außerdem die Küchenabfalltrennung konsequenter einfordern. Trennraten von 65 Prozent, das entspricht 55 Kilogramm pro Person, sind definitiv möglich.“ Ein Anfang wäre hier das konsequente Aufstellen von Biotonnen für alle Haushalte. Bislang verfügen nur knapp 60 Prozent der deutschen Haushalte eine Biotonne.
Um den Menschen das Mülltrennen und wiederverwerten auch ganz praktisch näherzubringen, hat Steffen Walk das Projekt „BioCycle“ gegründet. „BioCycle beschreibt die Zusammenhänge eines Kreislaufs, bei dem Lebensmittel zu Abfällen werden und dann zu neuen Produkten, wie eben Biogas oder Kompost und Bodendünger. Die Idee ist, dass nicht alle Abfälle vermeidbar sind. „Eine Bananenschale muss man wegwerfen, aber, richtig entsorgt, kann sie den Biokreislauf schließen“ erklärt Walk. In Zeiten knapper Energie und Verschlechterung von Böden durch ihre zu intensive Nutzung, kann diesem Problemen mit einer Kreislaufwirtschaft entgegengewirkt werden. Biocycle versteht sich als Lernangebot, das in sechs Etappen konzipiert ist und den Kreislauf von Lebensmitteln aufzeigt.
Das Projekt ist zudem in die von der Hamburg Open Online University (HOOU) organisierten „Wattwanderungen“ integriert. Das Konzept beinhaltet das Erwandern bzw. Er“fahren“ von Orten in Hamburg, an welchen Erneuerbare Energien erzeugt werden.
www.tuhh.de/aww
www.hoou.de/projects/biocycle/preview
wattwanderungen.hoou.tuhh.de