Biotechnologie industriell zu erforschen und umzusetzen ist seine Profession. Dies mit einer nachhaltigen Sichtweise zu verbinden seine Passion. Wie das gelingen kann, zeichnete Wilfried Blümke, durchaus humorvoll, in seiner Antrittsvorlesung an der TU Hamburg „Industrial Biotechnology and Sustainability: Two Sides of the same Coin“.
Den richtigen Rohstoff wählen
Den Schwerpunkt legte der Biotechnologe des Chemieunternehmens Evonik in der Vorlesung auf das Thema Rohstoffe. Bei der Herstellung von Produkten nachwachsende Rohstoffe zu verwenden, sei der größte Hebel, um weniger fossiles CO2 freizusetzen. Das gelänge, wenn die chemische Industrie neue Prozesse aufsetzt, die nicht mehr auf Erdöl als Rohstoff beruhen. Denn, das zeigte Blümke eindrucksvoll auf: „Vergleicht man die globalen Kohlenstoffzyklen von heute mit denen der vorindustriellen Zeit, sind diese vor allem durch von Menschen gemachte Aktivitäten um 80 Prozent gestiegen“. „Aber“, führte Blümke aus, „in meinem Feld, der Biotechnologie, gibt es zum Glück einen Ersatzstoff dafür, den Zucker“, oder allgemeiner formuliert, die nachwachsenden Rohstoffe. Doch auch bei deren Produktion kann der ökologische Fußabdruck unterschiedlich groß ausfallen. „Deshalb wirken sich auch hier umweltfreundliche Produktionsprozesse stark aus.“
Ernennungsurkunde zum Professor
Die Antrittsvorlesung beinhaltete ein weiteres Highlight: TU-Präsident Andreas Timm-Giel verlieh Dr. Wilfried Blümke den Titel Professor nach §17 des Hamburger Hochschulgesetzes und überreichte ihm die Ernennungsurkunde während der Veranstaltung. Die Laudatio dazu hielt für das Dekanat Verfahrenstechnik Prodekan Prof. Alexander Penn. Die Verleihung des Titels ist eine besondere Auszeichnung, die nur aufgrund herausragender Leistungen – vergleichbar mit denen einer regulär ernannten Professorin beziehungsweise eines Professors – vergeben wird. Die Kandidatinnen und Kandidaten bringen dabei häufig einen hohen Praxisbezug mit und ergänzen somit die Lehre optimal. Beides hat Prof. Blümke an der TU Hamburg bereits seit einigen Jahren unter Beweis gestellt, wie beispielsweise in Lehrveranstaltungen des Studiendekanats Verfahrenstechnik. Blümke ist darüber hinaus Mitglied des Scientific Advisory Boards des Sonderforschungsbereichs „Smart Reactors“ der TU Hamburg.
Über den Referenten
Blümke studierte Biotechnologie an der TU Braunschweig und promovierte dort. Nach verschiedenen Stationen unter anderem am GKSS Helmholtz-Forschungszentrum Geesthacht ist Wilfried Blümke seit 2002 beim Chemieunternehmen Evonik (damals „degussa“) tätig, seit 2014 als Leiter der Abteilung Bio- und Umweltverfahrenstechnik. Vor gut fünf Jahren wechselte er in den „BiotechHub“, das Kompetenzzentrum der Evonik für industrielle Biotechnologie. Es bietet von der Idee bis zur Überführung eines Produktionsverfahrens in die industrielle Großproduktion alles aus einer Hand bei der Umwandlung von Geschäftsideen in unternehmerischen Erfolg. Darüber hinaus ist Wilfried Blümke seit 2006 Mitglied des Chemietechnik- und Biotechnologie-Netzwerks DECHEMA e.V. und dort seit 2010 im Vorstand der Fachsektion „Bioprozesstechnik“, beziehungsweise dessen Vorgängerorganisationen, die er als Co-Vorsitzender zehn Jahre geleitet hat.