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Entwurf und Optimierung elektrischer Maschinen

In seiner Vergangenheit hat das Institut für Mechatronik im Maschinenbau schon früh an und mit Elektromotoren und Generatoren gearbeitet und geforscht und verfügt über einen Maschinenprüfstand mit modernster elektrischer, mechanischer und thermischer Messtechnik. (Link PhilsLab)

Vor dem Hintergrund der Elektromobilität und den damit einhergehenden hohen Anforderungen an Effizienz, Leistungsdichte, Performancekennzahlen und Kosten treten zahlreiche neue Forschungsgebiete in den Vordergrund. In diesem Kontext forscht das iMEK an neuen Methoden zum multiphysikalischen Entwurf und der Optimierung elektrischer Maschinen. Die Untersuchungen finden dabei primär an Axialfluss-Synchronmaschinen statt, die aufgrund ihres Aufbaus eine hohe Variantenvielfalt, viel Potential für innovative Lösungen und eine vielversprechende Performance bieten.

Die Forschungsaktivitäten teilen sich hauptsächlich auf drei Themenfelder auf:

1. Methodik zur Optimierung elektrischer Maschinen mit Metamodellen

Optimierungen mit herkömmlichen genetischen Algorithmen oder vergleichbaren Methoden ersparen heute schon viel Zeit, um den optimalen Entwurf eines Motors oder Generators bezüglich einer Anforderungsliste zu finden. Die Komplexität steigt allerdings auch ständig, sodass dieser Prozess dennoch Wochen oder Monate dauert und rechenaufwändig ist.

Um diese Komplexität, insbesondere vor dem Hintergrund schnell veränderlicher Anforderungen und mehrerer Optimierungsziele (Multi-Objective Optimization, MOO) zu verringern, entsteht am iMEK ein Optimierungsframework. Mechatronische Systeme, in diesem Fall elektrische Maschinen, werden in kleinere Segmente, beispielsweise in ihre physikalische Domänen, unterteilt und modelliert. Die Modelle werden mit Design of Experiments-Methoden untersucht und Metamodelle erzeugt, welche das Verhalten der Modelle möglichst präzise und gut vorhersagbar approximiert. Mit den Metamodellen (Approximationsmodellen) lässt sich innerhalb kürzester Zeit ein breiter Entwurfsraum komplett berechnen und mit einfachen Kostenfunktionen auswerten. 

Damit ist auch eine Verwertung der Methodik im Engineer-to-Order-Prozess denkbar, bei dem Kund\*innen nach Angabe ihrer Anforderungen innerhalb weniger Minuten ein Datenblatt einer für sie optimalen, simulierten Maschine erhalten. Dadurch werden Entwicklungskosten reduziert, sodass bis zum tatsächlichen Einsatz nur noch eine Validierung eines Musters nötig ist und für jede Anwendung die optimale Maschine gefunden werden kann.

2. Elektromagnetische und thermische Modellierung

Mit der Optimierung elektrischer Maschinen auf Grundlage von segmentierten Modellen gehen auch neue Ansätze einher, wie ein multiphysikalisches System segmentiert und modelliert werden kann. Zudem können auch empirisch gemessene Daten in die Gesamtmodellbildung einfließen. Am iMEK entstehen 3D-FEM-Simulationen der elektromagnetischen Domäne von Axialflussmaschinen, Matlab- und Simscape-Modelle des Systemverhaltens, thermische Simulationsmodelle, CAD-Modelle mitsamt automatisierter Auslegung und vieles mehr.

3. Untersuchung des Einflusses von Material und Gestalt zur Ressourcenoptimierung

Zuletzt ist eine Verifikation und Validierung aller Modelle essentiell, um Entwürfe elektrischer Maschinen zu generieren, deren Charakteristiken möglichst nahe an der Realität liegen. Dafür werden neben der klassischen Fertigung von Prototyp-Maschinen und Vermessung im eigenen Hause auch einzelne Komponenten gründlich untersucht. Auf einem eigens entwickelten Spulenversuchsstand werden diverse Prototyp-Spuleneinheiten auf ihr Verhalten bei unterschiedlichen elektrischen Ansteuerungen (Stromdichte, DC und Frequenz), verschiedenen Einbaulagen (Luftspaltstärke, Verschiebung und Verkippung) sowie Kühlparametern betrieben und elektrische, magnetische, thermische und mechanische Messwerte erfasst.