Falsch zugestellte Mail

Frage: Ich habe eine Mail bekommen, die nicht an mich adressiert ist. Ist das Mailsystem defekt?

Antwort: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht; Sie unterliegen vermutlich einer verbreiteten Fehleinschätzung.

Wie bei der Papierpost gibt es auch bei der Email einen Umschlag (=envelope) und einen Inhalt. Wie auch bei der Papierpost steht auf dem "envelope" der Empfänger, nach dem sich das Mailsystem richtet. Der Unterschied zur Papierpost ist nun, dass der envelope bei der endgültigen Zustellung in das Postfach des Empfängers automatisch vom System entfernt wird. Wenn nun im Briefkopf der Email (=header, in den To: und Cc: Headerzeilen) nicht Ihre, sondern eine fremde oder gar keine Emailadresse genannt wird, kann leicht der Eindruck entstehen, es handele sich um eine Fehlzustellung.

Der analoge Vorgang bei der Papierpost entspricht in etwa dem, dass Sie einen Brief bekommen, auf dessen Umschlag Ihr Name und Ihre Adresse steht. Nach dem Öffnen stellen Sie aber fest, dass der Brief mit "Lieber Weihnachtsmann!" beginnt. An dieser "Fehlzustellung" triff natürlich den Postboten oder die Post keine Schuld. 

Dass Sie als Empfänger den envelope nicht zu sehen bekommen hat übrigens einen wichtigen Grund: Im Unterschied zur Papierpost kann in einem einzigen envelope eine Email an sehr viele verschiedene Empfänger enthalten sein. Ausserdem werden solche envelopes vom Mailsystem dynamisch erzeugt, etwa wenn die Email zu einem Teil der Empfänger einen anderen Weg nehmen muss als zu den anderen. Diese sollen aber u. U. nicht erfahren, dass sie alle denselben Brief bekommen.

Beispiel: Die Sekretärin schickt eine Email an einen Kunden und gleichzeitig eine Kopie an den Chef. Damit der Kunde die interne Emailadresse des Chef's nicht erfährt, verwendet sie "BCC:" (=Blind Carbon Copy). Dadurch wird der Brief zwar in einem einzigen envelope verschickt, da der Kunde diesen aber nicht zu sehen bekommt, ist gewährleistet. dass er von der Beteiligung des Chef's an der Sache nichts erfährt.