E-Commerce, Ernährung und Umwelt

Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichen Transformationsprozessen, Raum, Mobilität und deren Auswirkungen auf Arbeit und Umwelt am Beispiel von lebensmittelbezogenen Konsumprozessen


Laufzeit: 01.05.2001 bis 30.10.2001

Auftraggeber/Finanzierung: Deutscher Bundestag

Bearbeitung: Heike Flämig (Leitung und Kontakt)


 

Hintergrund und Problemstellung:

Die Wirtschaftsweise von Unternehmen wird heute eng mit Stichworten wie Globalisierung, Outsourcing oder Just-in-Time verbunden. Eine relativ junge Triebkraft bei der Transformation der Materialwirtschaft in die Steuerung von Wertschöpfungsketten und Supply Chains sind die internetbasierten Technologien. Gleichzeitig stellen Liberalisierung und Deregulierung grundlegende Konzepte für eine Vielzahl von Politikbereichen dar, in deren Mittelpunkt die Vereinfachung grenzüberschreitender Transaktionen (u.a. Handel und Kapitalströme) steht. Insbesondere wird durch den Abbau der relativ hohen Regelungsdichte im Verkehrsgewerbe (Freigabe von Tarifen, Kontingenten und Kabotage) die Abwicklung von Warenströmen erleichtert, mit direkten Rückwirkungen auf Logistik und Verkehr.

Die Chancen einer möglichen Restrukturierung der Wertschöpfungs- und Logistikketten liegen in der Verringerung der Kapitalbindungskosten durch die Reduzierung von Durchlaufzeiten, die Erhöhung der Lieferflexibilität und den Abbau von Lagerbeständen. Die neuen internetbasierten Technologien vereinfachen außerdem Informations- und Kommunikationsstrukturen, die ein gemeinsames Agieren erleichtern, wodurch beispielsweise günstigere Einstandspreise realisiert oder Logistikkosten durch die Bündelung von Warenströmen gesenkt werden können.

Neben diesen betrieblichen Vorteilen treten jedoch auch Risiken auf, wie die Sicherung der Zuverlässigkeit der Abläufe, der Konkurrenzschutz, die Sicherung von Kernkompetenzen und die Reduzierung der Gesamtkosten. Auf der gesellschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Ebene werden vor allem Risiken hinsichtlich der Auswirkungen der internetbasierten Technologien auf die Beschäftigungssituation, die Ressourcenschonung und die Umweltverträglichkeit der Versorgungskette diskutiert und dem einzelwirtschaftlich zu erzielenden Nutzen gegenübergestellt.

Ziel und Untersuchungsfragen:

Ziel des Gutachtens ist es, die von den internetbasierten Technologien ausgehenden Gestaltungspotentiale für den Konsumprozess Ernährung zu benennen und die Auswirkungen auf Umwelt und Arbeit so weit wie möglich zu ermitteln, um abschließend politische Handlungsoptionen zu benennen. Für die Gutachtenerstellung wurden daher folgende Untersuchungsfragen abgeleitet:

  • Wie stellen sich Angebots- und Nachfragestrukturen in der Prozesskette Ernährung dar?
  • Welchen Einfluss üben I&K-Technologien auf die Gestaltung der Prozesskette Ernährung aus?
  • Wie ist dies unter logistisch-wirtschaftlichen, verkehrlich-räumlichen/ökologischen und arbeitsorganisatorischen/sozialen Gesichtspunkten zu bewerten?
  • Welche Handlungsoptionen lassen sich daraus für eine Politik des "Sustainable Development" ableiten?

Vorgehen:

Das Arbeitsprogramm umfasste vier Arbeitspakete. Im ersten Arbeitspaket erfolgte entlang dem lebensmittelbezogenen Konsumprozess eine Analyse der Angebots- und Nachfragestrukturen auf stationären und elektronischen Märkten. Darauf aufbauend wurden verschiedene Analysen durchgeführt, um die Wechselwirkungen zwischen möglichen Veränderungen von Konsumverhalten, Distributionsstrategien und Logistikkonzepten, Raumstrukturen sowie der Mobilität von Personen und Gütern möglichst präzise einschätzen zu können. Es zeigt sich, dass, neben den teilweise veränderten Transaktionsmöglichkeiten, die eigentliche Herausforderung des E-Commerce in den veränderten logistischen Gestaltungspotentialen, insbesondere im B2C-Sektor, liegen, die daher vertieft untersucht wurden.

Die Wirkungsanalyse umfasst die ökologischen Wirkungen - auf Grund eines erhöhten Sendungsaufkommens und veränderter Zustellkonzepte bzw. einer veränderten Verkehrsnachfrage - sowie die Auswirkungen von E-Commerce auf die Beschäftigung in der lebensmittelbezogenen Konsumkette. Abschließend wurden aus den gewonnenen Erkenntnissen politische Gestaltungsoptionen abgeleitet und der identifizierte Forschungsbedarf skizziert.