Unternehmen verfügen meist nur über unzureichende methodische und  instrumentelle Unterstützung für ein unternehmensübergreifendes  Komplexitätsmanagement. Entscheidet sich ein Unternehmen dafür, ein  Komplexitätsmanagement zu etablieren, geschieht dies meist nur isoliert  in einzelnen Geschäftsbereichen. Die Perspektive des gesamten  Distributionssystems sowie die Interdependenzen zwischen den einzelnen  Teilelementen bleiben oft unberücksichtigt. Dies gilt in besonderem Maße  für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), denen häufig die Ressourcen  für ein umfangreiches Komplexitätsmanagement fehlen. Die Folge ist eine  partielle Sichtweise vieler Unternehmen auf ihr Distributionssystem, was  eine erfolgreiche Implementierung des Komplexitätsmanagements  verhindert.
Hier setzt das Forschungsprojekt an: Im Fokus stehen die  Analyse des Distributionssystems in Bezug auf seine Komplexität sowie  die Ableitung von Maßnahmen zur Komplexitätsoptimierung mit dem Ziel,  die Komplexität in Distributionssystemen von KMU zu bewerten und zu  optimieren und so die Robustheit des Gesamtsystems zu fördern. Zunächst  soll eine generische Bewertungsmethodik entwickelt werden, mit deren  Hilfe anhand zahlreicher Kriterien die Komplexität auf den verschiedenen  organisatorischen Ebenen bewertet werden kann. Anschließend sollen  Gestaltungsansätze zur Komplexitätsoptimierung identifiziert werden.   Zur praktischen Umsetzung der gewonnen Ergebnisse wird ein KMU-gerechtes  Software-Tool entwickelt. Dieses Assistenzsystem ermöglicht es den  Unternehmen, die Komplexität in ihrem Distributionssystem auf allen  Ebenen zu analysieren, um anschließend im Kontext einer integrierenden  Gesamtsystematik geeignete Handlungsoptionen zur Optimierung zu  ergreifen.
Aus wirtschaftlicher Sicht ergeben sich daraus weit  reichende Vorteile, die die Wettbewerbsfähigkeit von KMU erhöhen.  Aufgrund der Auswirkungen von Komplexität in Distributionssystemen auf  die Leistung des Gesamtsystems kann die Unternehmensperformance der  einzelnen Systemelemente und damit die Wettbewerbsfähigkeit durch ein  systematisches Komplexitätsmanagement signifikant gesteigert werden. Das  Distributionssystem kann robuster ausgestaltet werden, wenn die  Komplexität optimiert wird.
Das Projekt „Komplexitätsanalyse von  Distributionssystemen“ wurde von August 2009 bis Ende Januar 2012 vom  Institut für Logistik und Unternehmensführung unter der Leitung von  Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Kersten in Zusammenarbeit mit der  Bundesvereinigung Logistik (BVL) durchgeführt und durch die Industrielle  Gemeinschaftsforschung (IGF) gefördert. Die Projektlaufzeit betrug  damit zweieinhalb Jahre.