Big Data und Analytics (BDA) bezeichnet die technologischen Möglichkeiten, aus großen Datenmengen und leistungsfähigen Algorithmen verborgene Informationen über Kunden und organisationale Geschäftsaktivitäten aufzudecken und neue Wertschöpfungsprozesse zu kreieren. Die derzeitige betriebswirtschaftliche Forschung ist dabei primär auf Effizienzgewinne durch BDA gerichtet. Die Beziehung zu Wettbewerbsvorteilen oder gar Unternehmenserfolg wird dann häufig als Folge hieraus eher unterstellt oder vereinfacht aus dem Besitz wertvoller Daten in Analogie zu Plattformunternehmen wie Google behauptet. Aus strategischer Sicht ist diese Beziehung jedoch alles andere als eindeutig. Wichtige Fragen, die sich hieraus ergeben und derzeit noch unbeantwortet bleiben, sind z.B. die folgenden:
Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns im Rahmen des TUHH-Leuchtturmprojektes „Business Analytics – Optimierungspotenziale und strategische Risiken für maritime logistische Systeme“. Ziel des Projektes ist es, sowohl die Optimierungspotenziale als auch die strategischen Risiken des Einsatzes von BDA aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen integrativ zu beleuchten. Im Vordergrund steht eine holistische Perspektive, die auch die kritische Beurteilung des Themas beinhaltet. Letztere wird zum jetzigen Zeitpunkt noch stark vernachlässigt. Die beteiligten Professuren kommen aus der Informatik/OR, Mathematik, Logistik und Unternehmensführung. Das Projekt ist damit hochgradig interdisziplinär. Das Projekt ist bezogen auf die Maritime Logistik. Die Branche unterliegt derzeit großen Veränderungen und ist vom technologischen Wandel besonders betroffen. Die etablierten Unternehmen dieser Branche stehen in einem intensiven Wettbewerb um Kosten und Effizienz und stehen unter hohem Druck, BDA-Lösungen zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber hinaus steht die Branche vor dem Eintritt neuer Marktteilnehmer, darunter etablierte Technologieunternehmen mit fortgeschrittenen BDA-Kenntnissen (z.B. Amazon, Alibaba) sowie Start-ups, die hochspezialisierte BDA-Lösungen entwickeln.
Das Projekt bildet Teil der i3-Strategie der TUHH und wird gefördert von April 2019 bis März 2022 durch die Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB). Nähere Informationen zum i3-Lab finden Sie hier.
Wrona, T., & Reinecke, P. (2020). Strategy in Discovery Mode – Wie Big Data & Analytics strategisches Denken verdrängen kann, in: WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches Studium.
Wrona, T., & Reinecke, P. (2019). The “Dark Side” of Big Data Analytics – Uncovering Path Dependency Risks of Big Data Analytics Investments. In Proceedings of the 27th European Conference on Information Systems (ECIS), Stockholm & Uppsala, Sweden, June 8-14, 2019. Online verfügbar unter folgendem Link.
Wrona, T., & Reinecke, P. (2019). Wie strategisch sind Algorithmen? Die Rolle von Big Data und Analytics im Rahmen strategischer Entscheidungsprozesse. In: Schröder, M., & Wegner, K. (Eds.). Logistik im Wandel der Zeit: Von der Produktionssteuerung zu vernetzten Supply Chains, Festschrift für Wolfgang Kersten zum 60. Geburtstag, Springer Gabler, Wiesbaden 2019. Online verfügbar unter folgendem Link.
Wrona, T., & Reinecke, P. (2019). Strategic Risks of Big Data and Analytics – A Path Dependency Perspective. HICL 2019. Hamburg International Conference of Logistics. (Konferenzbeitrag)
Rückert, N., Fischer, K., Wrona, T., Reinecke, P., & Pache, H. (2019). Big Data Analytics in Maritime Logistics: Benefits and Risks for Container Flow Optimization. The 9th International Conference on Logistics and Maritime Systems: Smart Analytics for Maritime and Logistics Systems, Singapur, August 14-16, 2019. (Konferenzbeitrag)
Reinecke, P. (2018). Strategic Management Issues in Big Data and Analytics: An Interdisciplinary Approach to Identify Strategic Opportunities and Threats in Maritime Logistics. Annual Meeting of Organizational Research, Frankfurt/Oder, Germany. (Konferenzbeitrag)
Im Rahmen von Globalisierung und Digitalisierung sind Wirtschaftsunternehmen vermehrt mit Spannungen aus konfliktären Zielen konfrontiert. Neben ökonomischen Zielen, die ihnen ihre Geschäftsmodelle auferlegen, fordern verschiedene Stakeholder, dass sie auch ökologischen und sozialen Zielen gerecht werden. So stehen im Rahmen der Globalisierung die Arbeitsbedingungen und Umwelteinflüsse der Produktion entlang globaler Lieferketten im Vordergrund, deren Erreichung häufig mit finanziellen Zielen im Konflikt steht. Im Rahmen der Digitalisierung ergeben sich Spannungen aus digitalen Geschäftsmodellen und verantwortungsbewusster Digitalisierung. Um mit solchen Spannungen umzugehen, bedienen sich ManagerInnen verschiedener Praktiken des organisationalen Paradox Managements. Im Rahmen dieses Projekts untersuchen wir diese Praktiken und leiten Empfehlungen für Unternehmen ab, sich proaktiv mit paradoxen Spannungen aus Globalisierung und Digitalisierung auseinanderzusetzen.
Carmine, S., Andriopoulos, C., Gotsi, M., Charmine, E.J.H., Krzeminska, A., Mafico, N., Pradies, C., Raza, H., Raza-Ullah, T., Schrage, S., Sharma, G., Slawinski, N., Stadtler, L., Tunarosa, A., Winther-Hansen, C., & Keller, J. (2021). A Paradox Approach to Organizational Tensions during the Pandemic Crisis of COVID-19, in: Journal of Management Inquiry (online first). DOI: journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1056492620986863.
Schrage, S., & Rasche, A. (2021). Inter-Organizational Paradox Management: How National Business Systems Affect Responses to Paradox Along a Global Value Chain, in: Organization Studies (online first), DOI: journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0170840621993238.
Strategieprojekte von Unternehmen werden häufig durch die Beteiligung von Unternehmensberatungen entwickelt. Berater können hierbei sehr verschiedene Rollen einnehmen – vom reinen „Prozessberater“ bis hin zum „Lösungsfinder“ (vgl. Bamberger/Wrona 2012). Solche Rollenmodelle fußen auf einer Idealisierung stattfindender Beziehungen zwischen dem Berater und den Klienten. Dabei wird auf der einen Seite z.T. der Einfluss des Beraters als sehr stark und die Position des Klienten als eher schwach betrachtet (z.B. ein Berater kommt zum Klienten, analysiert professionell die Lage und kann eine fundierte Strategieempfehlung geben). Auf der anderen Seite werden Berater z.T. rein funktional betrachtet (z.B. in Bezug auf den von ihnen eingebrachten „Werkzeugkasten“) und mikropolitisch mächtigen Klienten gegenübergestellt. Es ist jedoch zu vermuten, dass in konkreten Beratungsprojekte beide Aspekte, möglicherweise zeitversetzt, zusammen treffen und dass das Ergebnis der Beratungsaufgabe „Strategieentwicklung“ stark davon abhängt, wie der Diskurs zwischen Berater und Klient gestaltet wird, welche Praktiken sich hier vollziehen etc.
Innerhalb dieses Forschungsprojektes werden nun die strategisch relevanten Diskurse zwischen Berater und Klienten in den Mittelpunkt gerückt, um so ein tiefergehendes Verständnis und eine empirische Entschlüsselung des situativen Zusammenwirkens der Beteiligten hinsichtlich der Formierung und Steuerung von strategischen Diskursen zu erreichen. Diesbezüglich werden mittels kommunikativ-konstruktivistischer Strategy-as-Discourse-Perspektive relevante strategische Diskurse und die Mechanismen der Einflussnahme analysiert. Als empirisches Material werden sowohl Audio-Aufnahmen einer strategisch relevanten Workshopreihe in einer multinationalen Organisation als auch Experteninterviews genutzt. Das Material wird nach Grounded-Theory-Methodologie ausgewertet.
Dealing with and developing opportunities seems to be of utmost importance for all businesses. Why? – Because the recognition and exploitation of opportunities is one of the biggest steps in every business. Despite its importance, the focus on opportunities and their recognition has been neglected so far. Specifically, previous one-dimensional explanations lack a deeper understanding and investigation of the entrepreneurial process in a connected world. Conducting a qualitative multiple case study, we aim for a realistic depiction of the circular process between the environment and the entrepreneur along the entire entrepreneurial process, from opportunity up to an active business. By providing real-life insights on business model developments emerging from a continuous and dual interaction, we contribute to management research and entrepreneurship research particularly.
Managementforschung basiert auf Befunden, die über den Einsatz bestimmter Methoden gewonnen werden. Unsere Perspektive ist dabei, dass mit einem solchen Methodeneinsatz die zu untersuchende Realität mit konstruiert wird: sie liegt entsprechend nicht objektiv vor uns, sondern mit der Entscheidung für den Einsatz einer bestimmten Methode blicken wir auf die Realität in einer ganz bestimmten Weise. Im Rahmen der Forschung beschäftigen wir uns beispielsweise mit Fragen des Fortschritts innerhalb qualitativer Forschung (vgl. Wrona 2006), der Rolle und den Funktionen empirischer Methoden innerhalb der internationalen Managementforschung (vgl. Wrona 2008), der Kombination von Forschungsmethoden (vgl. Wrona/Fandel 2010) oder der Möglichkeiten einer integrativen Einbettung theoretischen Vorwissens in den gesamten qualitativen Forschungsprozess (Wrona/Gunnesch 2016; Wrona 2018; Wrona/Zapf/Reinecke i.V.).
Das Hauptziel des Projektes ist die Analyse von Strategien der Exporteure aus der Perspektive mehrerer theoretischer Ansätze und verschiedener Forschungsmethoden. Im Laufe des Projektes sollten insbesondere folgende detaillierte Ziele erreicht werden:
(1) Empirische Analyse von Determinanten der Strategie und der Leistungsergebnisse deutscher Exporteure unter besonderer Berücksichtigung der institutionellen Charakteristiken der Zielländer und der Gestaltung des Geschäftsmodells, sowie unter Betrachtung von möglichen Rückzügen aus der Exporttätigkeit;
(2) Untersuchung der Anpassungsverhalten von Exporteuren an verschiedene institutionelle Umfelder;
(3) Untersuchung der Entscheidungsprozesse von Exporteuren und ihrer Folgen.
Das Projekt baut einerseits auf einer quantitativen Umfrage von deutschen Exporteuren aus dem verarbeitenden Gewerbe auf, um die relevanten Determinanten der Leistungsergebnisse der Exporttätigkeit in verschiedenen institutionellen Kontexten zu untersuchen. Andererseits wird eine qualitative Feldstudie durchgeführt, um ein besseres Verständnis der Anpassung von Exporteuren an ausländische Märkte aufzubauen und eine Typologie von diesbezüglichen Entscheidungsprozessen zu entwickeln. Das Projekt wird durch den Gastwissenschaftler Prof. Dr. Piotr Trąpczyński (Wirtschaftsuniversität Poznań, Polen) in Zusammenarbeit mit dem isim durchgeführt.
Die Bedeutung der kognitiven Strategieforschung ergibt sich aus der Annahme, dass sich Strategien zunächst in den Köpfen der Manager ergeben. Prozesse der kognitiven Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen und deren „Einspeisung“ in die Organisation sind also formalen Strategieentwicklungen vorgeschaltet. Diese Perspektive gewinnt im Bereich des Strategischen Managements immer mehr an Bedeutung. Unsere Forschung bewegt sich hier z.B. im Rahmen der Betrachtung des Spannungsverhältnisses von Kultur und Managementkognitionen oder der Beziehung zwischen Kognitionen und strategischen Prozessen (vgl. Wrona/Ladwig/Gunnesch 2013).
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie Klein- und Mittelunternehmen strategische Probleme wahrnehmen und welche Faktoren diesen Prozess beeinflussen oder erklären. Im Gegensatz zu Forschungen, die sich mit der Problemlösung befassen, setzen wir mit diesem Projekt eine Stufe früher an. Ausgangspunkt bildet dabei die Feststellung, dass „strategische“ Probleme das Management nicht „quasi-automatisch“ erreichen, sondern dass über das Problem an sich und seine Art und Eigenschaft eine hohe Ambiguität besteht. So gibt es Beispiele in der Praxis, dass etwa sehr erfolgreiche Unternehmen gar kein strategisches Problem erkennen oder lange Zeit die hohe strategische Relevanz unterschätzen (wie etwa die Musikindustrie im Zusammenhang mit der Digitalisierung).
Das vorliegende Projekt untersucht diese Fragestellung am Beispiel von Klein- und Mittelunternehmen, da diese eine Reihe zusätzlich interessanter Kontextbedingungen aufweisen, wie z.B. ihre Führungsstrukturen. Theoretisch basiert das Projekt auf individuellen und organisationalen Kognitionstheorien sowie auf performativen Ansätzen (vgl. Wrona/Ladwig 2012). Methodisch verfolgen wir einen qualitativen Forschungsansatz mit narrativen Interviews und der Erstellung kognitiver Karten auf individueller und kollektiver Ebene (vgl. Wrona/Ladwig/Gunnesch 2013).
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Frage, wie multinationale Konzerne auf den sozialen, politischen und rechtlichen Kontext reagieren, mit welchem sie im Zuge der Internationalisierung in Schwellenländer konfrontiert werden. Im Fokus steht die systematische Betrachtung von Nichtmarktstrategien, welche von uns als eine gezielt aufeinander abgestimmte Ausführung globaler Aktivitäten in einem sozialen, politischen und rechtlichen Kontext zur Erreichung von Unternehmenszielen verstanden wird.
Qualitative Feldforschung in ausgewählten Schwellenländern ist dabei integrativer Bestandteil des Forschungsprojekts. Die Analyse verschiedener Arten von Nichtmarktstrategien soll mittels theoriegeleiteter Aussagen über Determinanten des internen Unternehmenskontextes und der externen Unternehmensumwelt untermauert werden. Mit Hilfe einer strategischen Inhaltsperspektive sollen maßgebliche Einflussgrößen auf die Strategiebildung identifiziert und integrative Ansätze der Strategieformulierung betrachtet werden.
In der Managementforschung werden Rückzüge bis dato oftmals als einfache Umkehrprozesse gescheiterter Wachstumsstrategien verstanden. Mit dem hier behandelten Forschungsprojekt soll gezeigt werden, dass Rückzüge, die nicht rein reaktiv oder passiv erfolgen, sondern einer eigenen strategischen Logik folgen, für Unternehmen eine sehr wichtige und erfolgskritische Dimension ihrer Repositionierung sein können. Dabei verstehen wir Rückzüge sehr weit, d.h. neben vollständigen Rückzügen aus Produkt-/Markt-Kombinationen können auch allein Marktpositionen (Marktführung) oder Betätigungsformen (Joint Venture) aufgegeben bzw. zurückgeführt werden, die nicht zwingend zu einer Desinvestition führen müssen. Mit der Betrachtung verschiedener „Spielarten“ von Rückzügen soll eine umfassende theoretische Betrachtung des Phänomens erreicht, zugleich aber auch aus praktischer Perspektive das organisationale Handlungsrepertoire erweitert werden.
Es wird eine strategische Prozessperspektive eingenommen, die den eigentlichen Entscheidungsfindungsprozess bei Rückzügen nachzeichnet. Im Rahmen der Beschreibung und Erklärung von strategischen Rückzügen werden insbesondere die Rolle beteiligter Akteure auf verschiedenen Managementebenen und ihrer kognitiven Prozesse sowie die Bedeutung des internen und externen Kontexts berücksichtigt.
Anhand der Grounded Theory-Methodologie ist der Rückzugsprozess an verschiedenen Fällen qualitativ gleichermaßen zu rekonstruieren als auch zu kontrastieren.