Ulrike Petrusch

Name, Vorname: Petrusch, Ulrike
Nationalität: Deutsch
Stadt, Land: Hamburg
Studiengang/Abschluss: Wirtschaftsingenieurwesen/ Dipl.-Ing.
Abschlussjahr: 2007 Dipl.-Ing.
Arbeitgeber und Position: Nexperia Germany GmbH, Senior Development Managerin

 

„Ein positiver und unvoreingenommener Blick auf die Welt ist der Schlüssel zum Erfolg“

 

Wie kam es, dass Sie sich damals für dieses Studienfach an der TU Hamburg entschieden haben? Ein Familienmitglied arbeitete als Ingenieur – weltweit –, das hat mich früh fasziniert. Da mich auch die wirtschaftlichen Aspekte dahinter interessiert haben, war Wirtschaftsingenieurwesen für mich die perfekte Kombination. Dann ist Hamburg auch eine schlicht großartige Stadt. Das Tor zur Welt – und die TUHH war für mich der Schlüssel dazu. Warum? Sie hatte schon damals einen exzellenten Ruf. Zudem hat mich die internationale Atmosphäre mit Studierenden aus der ganzen Welt sehr beeindruckt und inspiriert.

 

Wie würden Sie den Charakter der TU Hamburg in drei Eigenschaften beschreiben? innnovativ, praxisorientiert, international.

 

Gab es während Ihrer Zeit an der TU ein für Sie unvergessliches Erlebnis? Weniger ein einzelnes Erlebnis, vielmehr prägte mich die motivierende und internationale Campus-Atmosphäre: Ich wurde für mein Erasmusjahr in Frankreich unterstützt und konnte an der TU Hamburg meinen ersten Chinesischkurs belegen. Die Faszination für China zieht sich seitdem durch mein Leben, später bin ich für meine Diplomarbeit zu Bosch nach China gegangen und heute verantworte ich unter anderem ein Entwicklungsteam in Shanghai.  

             

Wie ging es nach Ihrem Studium weiter und was machen Sie nun? Ich hätte mir gut vorstellen können, bei Airbus zu arbeiten. Ich kannte das Unternehmen gut als Werkstudentin in der Hamburger R&D und auch als Praktikantin in Toulouse. Damals stand der A380 in den Startlöchern und es war inspirierend, zur Entwicklung des größten Passagierflugzeugs der Welt beizutragen. Durch Zufall – Einstellungsstopp bei Airbus – kam ich über eine Beratung zu NXP, heute Nexperia, in die Halbleiterentwicklung und es passte sofort. Die Arbeitsatmosphäre war fantastisch, die Zusammenarbeit mit dem Team vor Ort sowie die Internationalität (Thailand, China, Niederlande, Malaysia) hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe den Respekt der Mitarbeitenden untereinander und die Nähe zur Produktion am Standort in Hamburg-Lokstedt immer sehr geschätzt. Mittlerweile bin ich schon über 17 Jahre dabei und mein jetziges Büro ist keine 50 Meter von meinem ersten Arbeitsplatz entfernt. Durch neue Projekte und Innovationen bleibt es spannend und als Entwicklungsleiterin habe ich heute viele Gestaltungsmöglichkeiten.

 

Welche Innovationen oder Entwicklungen haben Sie in Ihrem Unternehmen vorangetrieben? In meinem Bereich ESD-Schutzbauteile arbeiten wir an immer kleineren, umweltfreundlichen Bauteilen, die die neuesten Anforderungen der Elektronik, zum Beispiel für Smartphones oder E-Mobility, unterstützen. Da werden zum Beispiel immer höhere Datenraten benötigt bei gleichzeitiger Reduktion des Stromverbrauchs. Eine unserer neuesten Generationen von ESD-Schutzbauteilen ist nur 200 x 400 Mikrometer groß und es wird kein Plastik zur Ummantelung verwendet – bei gleichzeitig größter Robustheit gegenüber Temperatur- und Feuchteeinflüssen.

Daneben ist die Integration von Künstlicher Intelligenz ein Herzensprojekt von mir, für das ich in unserem Bereich auch strategisch verantwortlich bin. Speziell in der R&D arbeiten wir daran, das immense Expertenwissen bei Nexperia mit Big Data aus Produktion und Entwicklung zu verbinden. Dadurch werden die Entwickler*innen mit passenden Informationen für Entscheidungen unterstützt, sie werden von administrativer Arbeit entlastet und können sich mehr auf die Zusammenarbeit im Team und ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Weiterhin können wir über die großen Datenmengen Kundenerwartungen vorhersagen und in die passende Richtung investieren, was mittel- und langfristig unseren wirtschaftlichen Erfolg sichert.

 

Sie sind Führungskraft in einer Branche, in der überwiegend Männer tätig sind, was raten Sie jungen Frauen, die eine Karriere anstreben? Ein Schlüssel zum Erfolg ist ein positiver und unvoreingenommener Blick auf die Welt, was viele Aspekte betrifft, nicht nur die Zusammenarbeit von Geschlechtern. Leidenschaft für Innovation, Lernen und ein respektvolles Miteinander sind für mich entscheidend, um mich in meinem Umfeld wohlzufühlen. Und sicherlich ist es der Karriere zuträglich, wenn man sich am richtigen Platz fühlt und Dinge verändern und vorantreiben kann. Wir tragen oft mehr zu einem positiven Wandel bei, als uns bewusst ist – allein durch unser tägliches Handeln. Zum Beispiel hat mich eine Kollegin auf einer Veranstaltung für Female Empowerment angesprochen, die mich vor vielen Jahren als Projektleiterin erlebt hat. Damals war ich hochschwanger in einer technischen Diskussion mit Kollegen am Whiteboard. Sie hat mir gesagt, dass sie das sehr fasziniert und bestärkt hat. Mir war damals nicht bewusst, dass mein bloßes Dasein einen positiven Impact haben könnte. Mein Rat: sich nicht von negativen Denkmustern oder Rückschlägen irritieren lassen, sondern den Blick immer wieder nach vorne richten. 

 

Was würden Sie eine*n allwissende*n Forscher*in aus der Zukunft fragen? Wie sieht eine Welt aus, in der Technologie und Natur im Einklang sind und sich gegenseitig stärken – und wie sind wir dorthin gelangt? Welche Rolle spielt KI dabei, welche Innovationen sind dafür entscheidend und was können Einzelne tun, um die richtigen Weichen zu stellen?


 

Wenn Sie Präsidentin der TU Hamburg wären …
… würde ich jeden Sommer ein offenes Innovationsfestival ausrichten, das TUHH-Angehörige, Hamburger*innen, Unternehmen und Forschung zusammenbringt. Alle Teilnehmenden können etwas zum Fest beitragen. Es wird gefeiert, es gibt Musik, es wird inspirierende Vorträge und Workshops geben, die Ideen generieren und voranbringen. Idealerweise mit freiem Eintritt sowie kostenlosen Getränken und Snacks.