Alumni-Porträt: Kai Kiehn

Name, Vorname: Kiehn, Kai
Nationalität: Deutsch
Stadt, Land: Hamburg, Deutschland
Studiengang/Abschluss: Wirtschaftsingenieurwesen, Diplom
Abschlussjahr: 2003
Arbeitgeber, Position: Deutsche GigaNetz GmbH, Strategischer Projektmanager

Herr Kiehn, was war Ihre Motivation die TUHH und dieses Studienfach zu wählen?
Eigentlich wollte ich Pilot werden. Das hat aber nicht geklappt. Da ich zuvor eine Bankausbildung und anschließend das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg auf einem Wirtschaftsgymnasium abgeschlossen hatte, begann ich zunächst Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Das war mehr eine logische als eine leidenschaftliche Entscheidung. Ich habe mich dort aber nicht richtig wohl gefühlt und überlegt, wie ich das ändern kann.  Ich kannte einige Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens, habe mich für das Studium begeistert und entschied mich schließlich zum Wechsel. Der Studiengang wurde damals hochschulübergreifend mit der Universität Hamburg, der HAW und der TU Hamburg angeboten.

Ein Studiengang an drei Hochschulen, das klingt kompliziert?
Das Studium an einer Hochschule ist bereits eine Herausforderung. Sich in den Strukturen dreier Hochschulen zurechtzufinden und auch bei Reformen den Überblick zu bewahren, war nochmal eine Steigerung. Daher war die Vernetzung untereinander sehr wichtig und hat uns alle vereint. So ist nicht nur meine Begeisterung für Alumni Netzwerke entstanden, es hat auch mein Berufsleben deutlich geprägt. Der Vorteil an diesem Studiengang: Man lernt drei sehr unterschiedliche Hochschulen kennen, wobei die TU immer mein Favorit war. Und das nicht nur weil sie den viel schöneren Campus hat.

Wie ging es nach Ihrem Studium weiter und was machen Sie nun?
Durch meinen Bildungsweg und eine parallele Selbständigkeit war ich damals schon etwas älter als die anderen und wollte daher schnell durchstarten. Nach einem kurzen Einstieg in einer Unternehmensberatung führte ich meine Selbständigkeit zunächst weiter fort. Schließlich landete ich bei Airbus und kam meinem ursprünglichen Berufswunsch, mit Flugzeugen zu tun zu haben, wieder nahe. Nach ein paar weiteren Stationen bin ich seit November 2021 bei der Deutschen GigaNetz GmbH. Ein noch sehr junges Unternehmen, welches das Glasfasernetz in Deutschland ausbaut. Angefangen habe ich als Projekt- und Portfoliomanager. Letztes Jahr wurde ich dann zentraler Teil unseres Strategieprojektes zur Sicherung des Unternehmenswachstums und des Ausbaus des Glasfasernetzwerkes. Meine Hauptaufgabe bestand darin, alle operativen Prozesse zu unterstützen und da, wo es hakt, zu helfen. Dieses Jahr geht es für mich in die zweite Runde, denn wir wollen uns deutlich steigern und in 5 Jahren zu den Top 3 Anbietern im Glasfasermarkt gehören.

Was ist das Tollste an Ihrem Job?
Mir gefällt, dass ich hier von Beginn an etwas Neues aufbauen darf und mich nicht in schon bestehende Strukturen einfinden muss. Ich kann hier meine gesamte Erfahrung einbringen, das Unternehmen prägen, neue Strukturen schaffen und die Entstehung eines Großunternehmens im Zeitraffer miterleben. Das ist fast schon ein Forschungsprojekt mit Déjà-vu Charakter.

Was fehlt Ihnen aus heutiger Sicht bei der Ausbildung an der TU Hamburg, Worauf würden Sie mehr Wert legen?
Wenn ich ein Studium als eine Art Ausbildung verstehe, die auf die Praxis vorbereiten soll, dann würden mir sicherlich ein paar Dinge einfallen, wie zum Beispiel Netzwerken, Führungskompetenzen aufbauen und gemeinsame Projekte mit der Industrie und Wirtschaft zu stärken.
Ich sehe die Universität aber vielmehr als Bildungs- und Forschungseinrichtung, die auch eine akademische Ausbildung anbietet. Diesbezüglich bin ich sehr zufrieden und dankbar für unser Bildungssystem in Deutschland. Für nicht gelungen halte ich, die durch die Bologna-Reform entstandene verschulte Ausbildung an Hochschulen. Dadurch hat man meines Erachtens nicht mehr genügend Zeit, sich tiefgehend mit einem Thema zu befassen oder nebenbei auch sozial oder anderweitig zu engagieren. Die Zeit und die Möglichkeit zu bekommen, über den Tellerrand hinaus zu blicken finde ich aber für die persönliche Reifung eines Studierenden und damit für die Gesellschaft sehr wichtig.

Ich würde gerne mal einen Tag tauschen mit …
… dem amerikanischen Präsidenten, um hinter die Kulissen blicken zu können. Ich bin neugierig und mich interessiert, wie die Welt wirklich ist. Dazu gehört auch das Geheimnis um die Area 51.

Was würden Sie einen allwissenden Forscher aus der Zukunft fragen?
Überwindet die Menschheit ihre "pubertäre" Phase, in der sich alles am Geld ausrichtet oder tritt eine Reifephase ein? Was können wir ohne diese Restriktion technisch erreichen und wie sieht eine Gesellschaft dann aus? Würden wir zufriedener sein?

Wenn Sie Präsident der TU Hamburg wären…
... Ich würde versuchen, die TU Hamburg und die Stadt weltweit so bekannt zu machen, dass alle hierher kommen wollen. Ich würde die Themen Innovation und Technik besonders stark fördern und einen Sprung über die Elbe wagen.