Name, Vorname: Chemaly, Christian
Nationalität: Libanese
Stadt, Land: New York, USA
Studiengang: Informations- und Medientechnologie
Position, Arbeitgeber: selbstständig

„Ich liebe es, ein neues Produkt zu entwickeln!“

Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Hamburg entschieden?
Ich hatte vier Universitäten zur Auswahl besucht: Berlin, Stuttgart, Offenburg und Hamburg. Der TU-Campus hat mir sehr gut gefallen und ich hatte das Gefühl, dass er in der Summe mehr ist als nur Gebäude und Räume. Die Atmosphäre war ganz anders als an den anderen Orten. Außerdem liegt er sehr nah an der Hamburger Innenstadt, wodurch ich studieren und gleichzeitig auch ein soziales Leben führen konnte.

Hat auch die Wahl des Studiengangs eine Rolle gespielt?
Ich hatte in meinem Bachelorstudium Technische Informatik studiert und obwohl mir die technischen Aspekte gefielen, wollte ich mich auf die Medien konzentrieren und darauf, wie Technologie eingesetzt wird, um Menschen zu erreichen und etwas zu verändern.

Was nutzen Sie aus dem Studium für Ihre Arbeit?
Die Vorlesung „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ hat mir die Augen geöffnet. Sie bildete die Grundlage für mein Wissen zum Thema User Experience und wie man ein Produkt entwickelt. Lustigerweise haben sich auch Internationales Recht und Buchführung als sehr nützlich erwiesen, da ich inzwischen mein eigenes Unternehmen führe. Allerdings fand der Kurs auf Deutsch statt und es war für mich sehr schwer, ihm zu folgen.

Welche Kompetenzen sollte man als Gründer besitzen?
Man sollte keine Angst davor haben, im eigenen Unternehmen durchzugreifen. Es gibt keine Stellenbeschreibung, der man folgen, und keine Aufgabe, vor der man zurückschrecken muss. Wenn man liebt, was man tut, besteht allerdings die Gefahr, dass man nicht aufhört, über Produkt und Unternehmen nachzudenken. Es ist deshalb sehr leicht, die Work-Life-Balance zu verlieren und auszubrennen. Deshalb hätte ich gerne die Fähigkeit, mich besser zu organisieren.

Was ist das Tollste an Ihrem Job?
Als Gründer und Firmeninhaber kann ich mir aussuchen, an welchen Projekten ich arbeite und mit welchen Leuten ich zusammenarbeite. Das macht mich glücklich, egal wie viele Brände ich schon löschen musste. Als Produktmanager liebe ich es, ein neues Produkt zu entwickeln und zu gestalten. Herausforderungen zu erkennen und Lösungen zu finden, das ist meine Definition eines Ingenieurs.

Gab es in der Zeit an der TU Hamburg ein unvergessliches Erlebnis?
Sehr viele! Wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre es meine Moderation der Erstsemesterbegrüßung 2017. Es war beeindruckend, das volle Audimax vor mir zu haben. Ich wollte bei allen Studierenden einen guten Eindruck hinterlassen. Unter anderem sollte ich ein internationales Team vorstellen, das Anklung spielte, ein indonesisches Instrument. In letzter Minute stellte sich heraus, dass es sich um ein rein deutsches Team handelte, sodass ich die Anmoderation spontan ändern musste und sie auf Deutsch hielt – und zwar so, dass sie lustig und interessant blieb und ohne grammatikalische Fehler vor dem überwiegend deutschsprachigen Publikum.

Haben Sie sich manchmal vom Lernen abhalten lassen?
Das kam schon vor. Zum Beispiel beim Kickerspielen im Wohnheim. Ich wollte das Beste aus meiner Zeit in Hamburg machen und da ich an der TU Hamburg immatrikuliert war, durfte ich zusätzlich Kurse an der Uni Hamburg besuchen, in denen ich Medienwirtschaft und Medienrecht belegte. So kam es, dass ich mal Helmut Schmidt getroffen habe.

Sie leben seit acht Jahren in New York, was reizt Sie an der Stadt und gibt es etwas, was Sie aus Deutschland vermissen?
Einerseits liebe ich die Möglichkeiten, die ich in New York habe, beruflich und kulturell. Gleichzeitig habe ich nie genug Zeit dafür. Es ist eine sehr arbeitszentrierte Kultur. Ich kann es nicht mit meiner Studentenzeit vergleichen, aber ich würde manchmal gerne einen Glühwein trinken und Grünkohl mit Wurst essen gehen. Ab und zu singe ich „Ich will zurück nach Westerland!“.

Ich würde gerne mal einen Tag tauschen mit ...
… einem Raumfahrer. Dann könnte ich den Tag im Weltraum verbringen und die Erde von oben betrachten. Der Kosmos hat mich schon immer fasziniert.

Was würden Sie einen allwissenden Forscher aus der Zukunft fragen?
Ich würde gerne erst einmal sehen, ob er den Turing-Test besteht. Der soll herausfinden, ob man eine Maschine oder einen Menschen vor sich hat. Ich frage mich nämlich, inwieweit wir in der Zukunft unsere Menschlichkeit verlieren werden.

Wenn Sie Präsident der TU Hamburg wären ...
… würde ich meine Amtszeit unter das Thema Zukunft stellen. Ich würde mich für den Aufbau eines effizienten Alumni-Netzwerks einsetzen, das zu den Werten und Prinzipien der Universität passt. Außerdem würde ich mich stärker darauf konzentrieren, die Studierenden auf den Übergang von der Universität in das Berufsleben vorzubereiten. Die Möglichkeit, nach dem Studium einen Arbeitsplatz zu finden, ist für viele ein entscheidender Faktor bei der Wahl der Universität.

Sie engagieren sich seit Jahren als Chapter-President in New York und werden nun noch einer von zehn Alumni-Botschaftern in den USA. Was ist Ihre Motivation für Ihr Engagement?
Es heißt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Ich bin in meinem Leben von vielen Menschen unterstützt worden und ich möchte dasselbe tun, wann immer ich kann. Einige meiner besten Beziehungen habe ich während meiner Zeit in Hamburg geknüpft. Dieses Netzwerk erstreckt sich mittlerweile über die ganze Welt. Es sind immer Menschen, bei denen ich mir Rat hole oder mit denen ich manchmal einfach nur spreche, um mein Deutsch aufzufrischen.