Bernadette Zipfel

Name, Vorname: Zipfel, Bernadette
Nationalität: Deutsch
Stadt, Land: Hamburg
Studiengang/Abschluss: Schiffbau und Meerestechnik/ Dr.-Ing.
Abschlussjahr: 2009 Dipl.-Ing./2014 Dr.-Ing.
Arbeitgeber und Position: Reventus Power GmbH & Senior Director Investments & Technical

„Große Aufgaben schafft man besser im Team“

 

Frau Dr. Zipfel, was hat Sie damals motiviert, Schiffbau an der TU Hamburg zu studieren und später sogar zu promovieren? 
Seit ich klein bin, bin ich leidenschaftliche Seglerin. In den Abijahren war ich fast nur auf dem Wasser, da ich das Segeln als Leistungssport betrieben habe und daher kam die Faszination für Wasser, Wind und Schiffe, auch wenn der Studiengang sehr wenig mit den Sportbooten zu tun hat.

 

Gab es während Ihrer Zeit an der TUHH ein prägendes oder unvergessliches Erlebnis?
Ich war ein Jahr Fachschaftsvorsitzende der Schiffbauer*innen (und die zweite Frau in der Position überhaupt seit Gründung der Fachschaft/H.F. Latte). Das war sehr prägend vor allem die Zeit vor der Wahl, wo ich auf erheblichen Widerstand gestoßen bin aus meiner Sicht auf Grund meines Geschlechts. Das Jahr selber war dann toll mit aller Unterstützung. So konnten wir auch die erste China- und Südkorea Exkursion für Schiffbaustudierende organisieren.

 

Nach Ihrer Promotion haben Sie eine beeindruckende Karriere im Bereich erneuerbare Energien und Offshore-Windkraft gemacht. Wie sah Ihr Weg von der Wissenschaft in die Industrie konkret aus? 
Es hat ein Jahr gedauert bis ich nach Abschluss meiner Promotion in der Offshore-Industrie angekommen bin. Zunächst habe ich in einem kleinen Ingenieurbüro angefangen, wegen mangelnder Aufträge bin ich dann nochmal als Post-Doc an die Uni zurückgegangen und habe dann (über eine Segelfreundin) einen Job bei RWE Offshore gefunden. Dort konnte ich mich von der Fachingenieurin zur Team- und Projektleiterin über mehrere Jahre hin entwickeln.

 

Heute sind Sie Senior Director bei Reventus Power, zuvor haben Sie als Team Lead Engineering Management Future Technologies bei RWE Renewables gearbeitet. Was fasziniert Sie an der Arbeit im Bereich Offshore-Wind und nachhaltige Energiegewinnung besonders? 
In einer sehr anspruchsvollen Umweltumgebung (Wind, Wasser, Welle und Salz) mit sich ständig weiterentwickelnden Technologien einen Unterschied für die Zukunft zu machen und die Energiewende aktiv mit gestalten zu können.

 

Sie führen ein Team, verantworten strategische Entscheidungen und entwickeln Offshore-Windprojekte in verschiedenen Märkten. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie aktuell in dieser Branche? 
Die Branche befindet sich (mal wieder) in der Talsohle. Politisch ist die Energiewende in den Hintergrund geraten und alte Geschäftsmodelle wie Öl & Gas haben wieder Konjunktur. Die geopolitischen Entwicklungen haben die Preise für die Herstellung von Windparks dramatisch gesteigert und gleichzeitig ist der Strompreis ohne Subventionen zu niedrig. So wurde z.B. in der letzten Auktion Anfang August für eine große Fläche in der Nordsee mit einem Netzanschluss für 2,5 GW wurde kein Gebot abgegeben. Die wahren Kosten für fossile Energien werden immer noch nicht gezahlt und daher ist das Geschäftsmodell für erneuerbare Energien schwierig.

 

Sie sind nicht nur Führungskraft, sondern auch Mutter mehrerer Kinder. Wie gelingt es Ihnen, Familie und eine anspruchsvolle Karriere in Einklang zu bringen?
Vor allem durch die wahren 50/50 Aufteilung mit meinem Mann. Er hat nicht nur die Hälfte aller Elternzeiten genommen, sondern ist wirklich für die Hälfte der Aufgaben rund um unsere vier Kinder verantwortlich. Es ist ein bisschen wie im Job: große Aufgaben schafft man besser im Team. Wir waren uns vor der Gründung der Familie einig. Das war immer der Schlüssel, vorher Absprachen zu treffen und transparent und frühzeitig zu kommunizieren. So hat bei der Arbeit nie jemand angezweifelt, dass ich schnell und mit gleicher Motivation zurück komme.

 

Welche Botschaft möchten Sie explizit jungen Frauen mitgeben, die eine Karriere in der Technik oder in Führungspositionen anstreben? 
Leider braucht Frau immer noch ein dickes Fell, aber kämpft nicht alleine. Vernetzt euch mit anderen Frauen (und Müttern) und unterstützt euch. Steht für eure Rechte ein, aber gebt auch Verantwortung (vor allem an den Partner) ab.

 

Was würden Sie einen allwissenden Forscher aus der Zukunft fragen? 
Wie man Menschen dazu motiviert, ihr Wissen für eine gute Zukunft einzusetzen und nicht immer nur den jetzigen vermeidlichen Verlust zu sehen. Ich bin fest überzeugt, dass es nicht an Wissen, sondern am Umsetzungswillen fehlt, um auch die nächsten 100 Jahr eine gute Zukunft ohne Verzicht zu sichern.