Institut für Logistik und Unternehmensführung
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Unsere Forschung ist auf die aktuellen Herausforderungen der Unternehmenspraxis ausgerichtet. Wir kooperieren mit führenden Unternehmen und internationalen Forschungseinrichtungen in den USA, Australien, Asien sowie Mittel- und Osteuropa, damit unsere Forschungsergebnisse immer dem aktuellen Stand entsprechen. In unserem Fachgebiet Logistik und Unternehmensführung konzentrieren wir uns auf die folgenden Forschungsschwerpunkte:

 


Heutzutage sehen sich Unternehmen immer schneller wandelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgesetzt: Das aktuelle Wettbewerbsumfeld ist geprägt durch weltweit operierende Unternehmen, eine Verkürzung der Produktlebenszyklen, eine höhere individualisierte Kundennachfrage, eine engere Vernetzung der Unternehmen sowie durch neue Informationstechnologien. Diese Dynamik führt dazu, dass sich einzelne Unternehmen zunehmend nicht mehr allein, sondern als Supply Chains organisiert, den Wettbewerbskräften entgegenstellen. Die Supply Chain bezeichnet dabei das Netzwerk aus eingebundenen Organisationen, die jeweils auf unterschiedlichen Stufen von der Rohstoffgewinnung bis zum Endkunden an den Wertschöpfungsprozessen und -aktivitäten am Produkt oder an der Dienstleistung beteiligt sind. Im Deutschen wird die Supply Chain z. B. auch als Lieferkette, Logistikkette oder Wertschöpfungskette bezeichnet. Ziel des Supply Chain Management ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmen als Ganzes durch eine Steigerung der Effizienz zu erhöhen. Während die Logistik sich auf die Material- und Informationsflüsse konzentriert, bezieht das Supply Chain Management zudem die Finanzflüsse zwischen den beteiligten Unternehmen mit ein.

Ausgerichtet auf die aktuellen Herausforderungen von Unternehmen stehen im Forschungsfokus unseres Institutes neben Strategien, Konzepten und Methoden des Supply Chain Management die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Markt- und Wettbewerbsposition. Darüber hinaus fokussieren wir in unserer Forschung auf zeitgemäße Nachhaltigkeitskonzepte und -initiativen im Supply Chain Management.


Supply Chain Risikomanagement

Besonders getrieben von den Trends zur Globalisierung und zu schlanken Wertschöpfungsnetzwerken (Lean Supply Chain) sind Unternehmen zunehmenden Supply Chain Risiken ausgesetzt. Dabei ist ein Supply Chain Risiko ein mit seiner Auftretenswahrscheinlichkeit bewerteter Schaden, dessen Eintreten mehr als ein Unternehmen der Supply Chain betrifft und dessen Ursachen innerhalb eines Unternehmens, innerhalb seiner Supply Chain oder in deren Umfeld liegen.

Es gilt, dass Risiken von Supply Chain Partnern unabhängig von ihrer eigentlichen Quelle von einem anderen Unternehmen ihrer Supply Chain als Versorgungs- bzw. Nachfragerisiken wahrgenommen werden. Somit löst das Eintreten eines Risikos bei einem Unternehmen des Wertschöpfungsnetzwerkes Folgeschäden bei seinen Partnern aus. Dieser Effekt wird als "Verwundbarkeit" (vulnerability) von Supply Chains bezeichnet. Risiken aus dem Bereich der Supply Chain stellen damit, wie auch eine empirische Untersuchung des Instituts bestätigt, die gefährlichsten Risiken für Unternehmen dar.

Der Umgang mit Risiken aus dem Bereich ihrer eigenen Supply Chain und deren Umfeld wird für Unternehmen unabhängig von ihrer Größe oder Branche zunehmend bedeutsamer. So zeigt eine im vierten Quartal 2005 selbst durchgeführte Untersuchung, dass der Anteil der Unternehmen, die dem SCRM eine hohe Bedeutung beimessen seit dem Jahr 2000 stark gestiegen ist. Ebenfalls zu erkennen ist, dass sich dieser Trend voraussichtlich fortsetzen wird. Supply Chain Risk Management ist dabei als der Baustein innerhalb des Supply Chain Managements zu verstehen, der alle Strategien und Maßnahmen, alles Wissen, alle Institutionen, alle Prozesse sowie alle Technologien umfasst, die auf technischer, personeller und organisatorischer Ebene dazu geeignet sind, das Risiko innerhalb einer Supply Chain zu verkleinern. Im Umgang mit Supply Chain Risiko können folgende drei generischen Strategien angewendet werden:

  • Vermeiden von Risiko durch das proaktive Beseitigen der Risikoursachen
  • Übertragen von Risiko an Außenstehende über Versicherungen oder Outsourcing
  • Beherrschen der Schäden von Risiken durch vor dem Schadensfall vereinbarte Notfallmaßnahmen.

Zur methodischen und operativen Unterstützung des Supply Chain Risk Managements besonders in kleinen und mittelständischen Unternehmen bietet sich der Einsatz eines in sich geschlossenen Software-Tools an.

Derzeit laufen mehrere Projekte mit Industrieunternehmen zum Thema Supply Chain Risk Management. Auch der Start eines Arbeitskreises ist geplant. Interessierte Unternehmen können sich gerne jederzeit an uns wenden.


Technologie- und Prozessinnovation in der Logistik

Im Zuge der Globalisierung versuchen Unternehmen zunehmend durch die Internationalisierung ihrer Supply Chain Kostenvorteile zu realisieren, indem beispielsweise arbeitsintensive Teile der Produktion in Niedriglohnländer ausgelagert werden und einzig  die Montage in den heimischen Werken stattfindet. Ergebnis dieser Entwicklung ist das Aufstreben der Logistik als industrieller Sektor in den letzten Jahrzehnten.

Da das zu erwartende Wirtschaftswachstum und die damit einhergehenden zukünftigen Transportvolumina die existierenden Infrastrukturen überfordern werden, sucht die Logistik nach Maßnahmen und Methoden die Kapazitätsauslastungen der Verkehrswege zu reduzieren und gleichzeitig einen höheren Effizienzgrad der Transportdienstleistungen zu erreichen. Die derzeit notwendige Vielzahl an menschlichen Interaktionen und Entscheidungen innerhalb der Logistik eröffnet Möglichkeiten Prozesse zu automatisieren, und in Folge dessen Durchlaufzeiten zu reduzieren und Logistikunternehmen zu entlasten. Durch Technologie- oder Prozessinnovationen können die Logistikunternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Unsere Forschergruppe entwickelt technologiebasierte und prozessorientierte Konzepte zur Steigerung der logistischen Leistungsfähigkeit und zur Unterstützung der Logistiker im weltweiten Wettbewerb.


Supply Chain Security

Supply Chain Security (SCS) bzw. Supply Chain Security Management (SCSM) bezeichnet alle organisatorischen, personellen und technologischen Maßnahmen des Supply Chain Managements zur Wahrung der Lieferkettensicherheit. Dieses Thema ist derzeit sehr stark durch die internationale (amerikanische) Sicherheitspolitik geprägt, die vornehmlich auf das Erfüllen von Sicherheitsvorgaben und -gesetzen im Zusammenhang mit der internationalen Terrorismusbekämpfung fokussiert. Das Forschungsgebiet dieser sog. Anti-Terror-Compliance befasst sich mit der wirtschaftlichen Umsetzung von Sicherheitsnormen, -gesetzen, -verordnungen, -vereinbarungen und -zertifizierungen (ISO28000,  C-TPAT, SAFE Port Act,  ISPS Code, EU-Verordnung 17, AEO etc.).

Ein zweiter Fokus dieses Forschungsbereichs liegt auf der Identifikation und Beseitigung von Sicherheitslücken bzw. sicherheitsrelevanter Schwachstellen innerhalb der Supply Chain zur Gewährleistung der Lieferkettenintegrität. Dies umfasst sowohl die sichere Lagerung, als auch den sicheren Transport von Gütern. Ein Schwerpunkt in diesem Bereich ist derzeit die Suche nach wirtschaftlichen Möglichkeiten zur effektiven Bekämpfung der Piraterie, insbesondere in der Straße von Malakka und der afrikanischen Küstenregion (z.B. der Golf von Aden).


Varianten- und Komplexitätsmanagement

Angesichts steigender Variantenzahlen und wachsender Dynamik auf den Märkten ist eine gesteigerte Komplexität der Strukturen und Prozesse in Produktionsunternehmen zu beobachten. Der Komplexitätsbegriff ist aus der modernen Systemtheorie entstanden und ist Betrachtungsgegenstand sehr unterschiedlicher Wissenschaftsgebiete, so beschäftigen sich neben der Betriebswirtschaftslehre z. B. auch die Disziplinen der Physik, Informatik und Soziologie mit Komplexität. In der Betriebswirtschaftslehre wird häufig eine systemtheoretische Definition zugrunde gelegt, die die Komplexität als Anzahl und Verschiedenheit der Elemente eines Systems, Anzahl und Art der Beziehungen dieser Elemente, sowie deren Dynamik innerhalb des Systems beschreibt.

In der Praxis bedeutet das, dass Produkte und Prozesse umso komplexer werden, je mehr unterschiedliche Teilprodukte oder –Prozesse sie beinhalten und je intensiver diese miteinander verknüpft sind. Besteht ein Produkt beispielsweise aus sehr vielen verschiedenen Komponenten und erfüllen diese gemeinsam Produktfunktionen und sind dadurch verknüpft, so kann das Produkt als komplex bezeichnet werden. Das Komplexitätsmanagement beinhaltet Methoden zur Reduzierung, Vermeidung und/oder Beherrschung vorhandener Komplexität. Ziele sind eine hohe Wirtschaftlichkeit und gleichzeitig ein maximaler Beitrag zum Kundennutzen. Es werden externe Komplexitätstreiber, wie z. B. individuelle Kundenanforderungen, von internen Komplexitätstreibern, wie z. B. hohe Komponentenanzahl oder aufwändige Produktkonzepte, unterschieden. Im Rahmen des Komplexitätsmanagements können sehr verschiedene Methoden, wie beispielsweise Prozessvariantenanalysen, Kunden-/Produktportfolios, Modularisierungsstrategien oder Sourcing-Strategien zur Anwendung kommen.


Die Frage nach dem Zusammenhang von Managementmethoden und Unternehmenserfolg beschäftigt Forschung und Praxis gleichermaßen. So propagieren Beratungsfirmen immer wieder den positiven Einfluss von Managementmethoden auf die Unternehmensproduktivität. Aktuelle Studien zeigen, dass die schwierige konjunkturelle Lage Manager veranlasst, stärker als früher auf zeitgemäße Managementmethoden zu setzen, um das eigene Unternehmen effizienter zu gestalten und Kosten zu senken, was in der heutigen Krise wichtiger denn je ist.

Managementmethoden und -techniken sind das Ergebnis der Interaktion von Praxis und Managementforschung. Das Institut für Logistik und Unternehmensführung forscht seit Jahren in verschiedenen Bereichen der angewandten Managementmethoden, wie z.B. im Projektmanagement, der Produktentwicklung, der Personalentwicklung in der Logistik oder im Benchmarking.