Forschungskolloquium Arbeit-Gender-Technik
im Sommersemester 2016


Dozentin:Prof. Dr. Gabriele Winker
Zeit:Do., 26. Mai und Fr., 27. Mai 2016
Ort:Gebäude E (SBS 95), Raum 0.091 


Programm

Die Reihenfolge der Vorträge kann sich aufgrund einer Terminverschiebung noch ändern.

Donnerstag, 26. Mai

10:00 - 10:15 Uhr: Gabriele Winker, Anna Köster-Eiserfunke

Begrüßung und Organisatorisches

 

10:15 - 11:30 Uhr: Doreen Kruppa

Freundschaftszentrierte Lebensweisen – im Spannungsfeld zwischen alternativer Lebensweise und Heteronormativität: Methodisches Vorgehen bei der fallvergleichenden und vertiefenden Analyse der Interviews (IMA, Schritt 5-8)

Infolge fortschreitender Individualisierungsprozesse und vielfältiger sozialer, kultureller und demographischer Wandel kommt es in den letzten Jahrzehnten zu einem sich verbreiternden Spektrum an Lebensstilen. Dazu gehört neben wachsenden Scheidungsraten, einer zunehmenden Zahl der sogenannten „Alleinerziehenden“, serieller Monogamie, Patchworkfamilien, sogenannten „Wahlfamilien“ und polyamorösen Beziehungen, dass Intimität und Sorge für sich und andere verstärkt außerhalb von romantischen Liebesbeziehungen und biologischer Verwandtschaft praktiziert werden, u.a. in freundschaftszentrierten Lebensweisen.

In meiner Dissertation werden freundschaftszentrierte Lebensweisen aus heteronormativitätskritischer und intersektionaler Perspektive untersucht. In Problemzentrierten Interviews mit Menschen, die freundschaftszentriert leben, wird folgenden Forschungsfragen nachgegangen: Was bedeutet es für die Befragten, freundschaftszentriert zu leben, wie sehen ihre Freundschaftspraxen aus? In welcher Weise erweitern sich die Handlungsmöglichkeiten derjenigen, die freundschaftszentriert leben, aus ihrer Sicht durch diese Lebensweise? Welche Hürden bestehen für die Umsetzung freundschaftszentrierter Lebensweisen im Alltag? Welche Umgangsweisen werden dazu von den Betroffenen entwickelt? Welche Ansatzpunkte für gesellschaftliche Veränderungen ergeben sich? 

11:45 - 13:00 Uhr: Simon Schmiederer

One day baby we’ll be old – eine intersektionale Analyse von Rentenübergängen

In dem Promotionsprojekt werden mittels eines qualitativen Forschungsdesigns die Begründungen älterer Beschäftigter analysiert das Erwerbsleben früher zu verlassen oder weiter im Erwerbsleben verbleiben. Im Kolloquium sollen zwei Dinge besprochen werden. Erstens meine Gliederung, die ich vorab zusenden werde. Hierbei geht es vor allem um eine Darstellungsfrage: Was berichte ich vor der Empirie, was im Anschluss in den Vertiefungen. Zweitens möchte ich euch meine bisherigen Gedanken zur Typisierung präsentieren, die ich in Anlehnung an Kuckartz vornehmen möchte. Der Zeitplan sieht vor, dass ich im Juli die Einzelfallauswertungen abgeschlossen haben möchte und bis Ende des Sommers eine Typologie erstellt haben will. 

 

13:00 - 13:45 Uhr: Mittagspause

13:45 - 15:00 Uhr: Jette Hausotter

Von Interviews zu Subjektkonstruktionen zu Typen: Besprechung des Methodenkapitels meiner Dissertation

Das Erkenntnisinteresse meiner Dissertation gilt den Interessen junger Ingenieur_innen in der Vereinbarung von Beruf, Familie und anderen Lebensbereichen. Zu diesem Thema habe ich Interviews mit jungen Ingenieur_innen geführt und mit der intersektionalen Mehrebenenanalyse ausgewertet. Als Ergebnis liegen vier empirisch fundierte Interessentypen vor. Diese stelle ich im Kolloquium einführend kurz vor. Hauptsächlich möchte ich dann das Methodenkapitel meiner Arbeit diskutieren. In diesem Kapitel beschreibe ich die Datengewinnung, die Anwendung des intersektionalen Mehrebenenansatzes von der Interviewanalyse zur Typenbildung und meine Praxis der Rückmeldung von Ergebnissen an die Interviewten.

 

15:15 - 16:30 Uhr: Doris Cornils

Alltägliche Lebensführung von Familie Dahlke

Im April-Kolloquium 2015 stellte ich Euch eine Einzelfallauswertung (Simone Dahlke) zur alltäglichen Lebensführung von Familie vor. Im nächsten Auswertungsschritt habe ich die vorliegenden Daten aller vier Mitglieder der Familie Dahlke als Einzelfallauswertungen analysiert. Daran schloss sich eine Verschränkung der Analyseergebnisse der Einzelfallauswertungen in eine Gesamtschau der alltäglichen Lebensführung der Familie Dahlke an, die in eine Fallbeschreibung mündet. Diese nächsten Auswertungsschritte sowie die Ergebnisse der Fallbeschreibung der Familie Dahlke möchte ich Euch auf dem Frühjahrs-Kolloquium 2016 vorstellen und gemeinsam mit Euch diskutieren.

 

16:30 - 17:00 Uhr: Kleine Kaffeepause

17:00 - 18:15 Uhr: Michel Raab

Quantitative Methoden als Möglichkeit zur Sensibilisierung bei Sampling und Typenbildung

Durch eine unerwartet gut besuchte Online-Umfrage, die eigentlich nur der Gewinnung von Interviewpartner_innen dienen sollte, verfüge ich über mehr als 200 Datensätze über Menschen, die sich als konsensuell nichtmonogam verstehen. Aus dieser nicht repräsentativen Stichprobe ziehe ich nach dem Prinzip der minimalen und maximalen Kontrastierung ein Sample, dass es mir erlauben soll, Breite und Spezifika nichtmonogamer Netzwerke abzubilden. Beim Kolloquium werde ich zeigen, wie ich mit Hilfe einer mehrdimensionalen Clusteranalyse eine Erkenntnisahnung über die soziale Zusammensetzung der Zufallsstichprobe prüfen und dadurch das Sampling verbessern konnte. Außerdem werde ich Überlegungen darüber vorstellen, wie quantitative Methoden zur Sensibilisierung bei der Typenbildung im Schritt 5 der IMA dienen können. 

Freitag, 27. Mai

09:15 - 10:30 Uhr: Iris Nowak

(Wie) ringen Pflegende um gute Pflege? Und wie spricht die Forschung über ihr Ringen?

Wenn über mögliche Verbesserungen in der Pflege alter Menschen diskutiert wird, geht es meist um Gesetzesveränderungen und die Einführung neuer Versicherungsformen. Tatsächlich sind die Verhältnisse in der Altenpflege und damit die Arbeitsbedingungen von Pflegenden stark durch die Vorgaben und Beschränkungen des Pflegeversicherungsgesetzes von 1995/96 geprägt. Gleichwohl fällt an den Diskussionen auf, dass die Pflegekräfte selbst relativ wenig zu Wort kommen bzw. als Handelnde wahrgenommen werden, die sich in die Veränderungen struktureller Vorgaben einmischen könnten. 

In diesem Vortrag möchte ich zunächst darauf eingehen, wie die Arbeitssituation, die subjektive Wahrnehmung und die Handlungsfähigkeit der Pflegekräfte bisher in der Forschung zur Pflegearbeit beschrieben wird und ob und wie hierbei eine Verbindung zu gesellschaftlichen Veränderungen und Konfliktlinien hergestellt wird. Hiervon ausgehend überlege ich, was hieraus für die Analyse der Empirie meines Dissertationsprojekts, die aus Interviews mit Pflegekräften in stationären Einrichtungen besteht, folgen kann. Inwieweit wird in den Interviews deutlich, welchen Zusammenhang zwischen Alltagserfahrungen und gesellschaftlichen Strukturen die Pflegekräfte selbst sehen? Und wo werden meine Ergebnisse durch die Literatur sinnvoll ergänzt, erweitert, aber auch in Frage gestellt?

 

10:45-12:00 Uhr: Anna Köster-Eiserfunke

Intergenerationale Care-Praxen: Eine Interviewauswertung

In meinem Promotionsprojekt untersuche ich, welche Care-Praxen Menschen entwickeln, deren An- oder Zugehörige im Alter hilfs- und pflegebedürftig werden, die aber nicht im gleichen Ort oder Land leben. Hierfür führe ich qualitative Interviews, mit langen narrativen Passagen. Zusätzlich bitte ich meine Interview-Partner*innen darum, eine Skizze des Pflege-Arrangements, mit den relevanten Unterstützungspersonen und -tätigkeiten, anzufertigen. Im Forschungskolloquium möchte ich eine erste Interviewauswertung vorstellen.

 

12:00 - 12:45 Uhr: Mittagspause

12:45 - 14:00 Uhr: Tanja Carstensen

Subjekte in der digitalisierten Gesellschaft: Zwischen Gestaltung und Erschöpfung

Digitale und mobile Technologien, Internet und Social Media prägen unseren Alltag zunehmend. Sie erweitern unsere Handlungsmöglichkeiten, stellen aber auch neue, wirkmächtige Anforderungen, die uns spezifische Praktiken nahelegen. Gleichzeitig sind diese Möglichkeitserweiterungen und Anforderungen eingebunden in gesellschaftliche Verhältnisse und nicht losgelöst von sozialem Wandel zu untersuchen. Vielmehr können die technologischen Entwicklungen als materielle Seite von gesellschaftlichen Transformationen, wie beispielsweise dem Wandel der Arbeit, verstanden werden. 

Mit diesem Verständnis von Technik können auf der Grundlage empirischer Ergebnisse unterschiedliche neue Handlungsmöglichkeiten und Aufforderungen identifiziert werden, die Hinweise auf Subjektivierungsweisen geben, die wiederum auf bekannte Figuren verweisen („Arbeitskraftunternehmer“, „unternehmerisches Selbst“), aber auch darüber hinaus weisen (öffentliche und „soziale“ Praktiken). 

Offen bleibt hingegen, wie die Subjekte mit diesen neuen, durch die Digitalisierung mitevozierten Handlungsmöglichkeiten und Aufforderungen umgehen, inwiefern sie sie annehmen, modifizieren, umgestalten, ablehnen oder ignorieren. Um diese Fragen zu bearbeiten, wird sich der Vortrag zunächst auf einige theoretische Konzepte beziehen, die sich mit der Handlungsfähigkeit von Subjekten im Umgang mit Technologien bzw. Materialität befassen (Praxistheorie, ANT u.a.). Anschließend wird eine Typologie digitalisierter Praktiken vorgestellt, die zeigt, unter welchen Bedingungen digitale und mobile Technologien Handlungsräume erweitern und begrenzen, Subjekte empowern oder erschöpfen, und inwiefern (materielle) Anforderungen und Design umgestaltet werden sowie Kämpfe um widerständige Nutzungsweisen geführt werden.

 

14:15 – 14:45 Uhr: Abschluss und Terminabsprache