Forschungskolloquium Arbeit-Gender-Technik
im Sommersemester 2015


Dozentin:Prof. Dr. Gabriele Winker
Zeit:Do., 9. April und Fr., 10. April 2015
Ort:Gebäude E (SBS 95), Raum E0.091 


Programm

Donnerstag, 9. April

11:00 - 11:30 Uhr

Gabriele Winker, Anna Köster-Eiserfunke

Begrüßung und Organisatorisches

11:30 - 12:45 Uhr

Doreen Kruppa 

Freundschaftszentrierte Lebensweisen - im Spannungsfeld zwischen alternativer Lebensweise und Heteronormativität: Methodisches Vorgehen bei der Auswertung der Interviews

In meiner Dissertation werden freundschaftszentrierte Lebensweisen aus heteronormativitätskritischer und intersektionaler Perspektive untersucht. In Problemzentrierten Interviews mit Menschen, die freundschaftszentriert leben, wird folgenden Forschungsfragen nachgegangen: In welcher Weise erweitern sich die Handlungsmöglichkeiten derjenigen, die freundschaftszentriert leben, durch diese Lebensweise? Welche Hürden bestehen für die Umsetzung freundschaftszentrierter Lebensweisen im Alltag? Welche Umgangsweisen werden dazu von den Betroffenen entwickelt? Welche Ansatzpunkte für gesellschaftliche Veränderungen ergeben sich?

Im Forschungskolloquium werde ich den aktuellen Stand bei der Auswertung der von mir geführten Interviews vorstellen. Dazu werde ich ausgewählte Subjektkonstruktionen zweier Interviews zur Diskussion stellen und möchte anhand dieser das weitere Vorgehen auf der Stufe 5 der Intersektionalen Mehrebenenanalyse in der Forschungsgruppe besprechen.

13:00 - 14:15 Uhr

Michel Raab 

Fürsorge in konsensuell nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken: Erste Subjektkonstruktionen

In meiner Dissertation untersuche ich intersektional, wie sich Menschen in konsensuell nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken umeinander kümmern. Im Kolloquium werde ich erste Subjektkonstruktionen aus einem analysierten Interview zur Diskussion stellen und möchte das methodische Vorgehen besprechen.

15:00 - 16:15 Uhr

Anna Köster-Eiserfunke

Familial / informell Sorgende und Pflege-Arrangements im transnationalen Elder Care-Regime

In meinem Forschungsprojekt untersuche ich, wie Menschen ihnen nahestehende und im Alter pflegebedürftig gewordene Personen unterstützen und pflegen. Mit Pflegeversicherung, Entgrenzungen von Familien- und Arbeitsverhältnissen und dem Zuwachs "multilokaler Mehrgenerationenfamilien" haben sich die Bedingungen dieser informellen Sorgearbeit verändert. Und aufgrund der wachsenden Auslagerung von Sorgearbeit an migrantische Pflegekräfte muss Elder Care mittlerweile als ein transnationales Regime begriffen werden. Gleichwohl wird der größte Teil von Care- und Pflegearbeit für alte Menschen nach wie vor informell und unbezahlt, meist von weiblichen Familienangehörigen, geleistet. Ausgehend von Subjektkonstruktionen familial / informell Sorgender möchte ich Handlungsstrategien, Bewältigungsweisen und Krisen-Artikulationen herausarbeiten und die fragmentierten Möglichkeitsräume dieses transnationalen Elder Care-Regime in den Blick nehmen.

Im Rahmen des Forschungskolloquiums werde ich mein (ethnographisch-intersektionales) Forschungsvorhaben vorstellen und die nächsten Schritte diskutieren.

16:30 - 17:45 Uhr

Diskussion 

Nach einem Kurz-Input zum Prozess und möglichen Fallen des Promovierens wollen wir gemeinsam über die weitere Form und Gestaltung der Veranstaltung sprechen.

18:00 - 19:15 Uhr

Doris Cornils 

Alltägliche Lebensführung von Familie – entgrenzt Beschäftigte und ihre Kinder in der Großstadt

Zur Analyse der alltäglichen Lebensführung von Familie greife ich in meiner Dissertation auf unterschiedliche methodische Instrumente bzw. Verfahrensweisen zurück. Dazu zählen verschiedene qualitative Interviewansätze sowie das von mir (weiter-)entwickelte Verfahren zur Analyse von Alltagshandlungen (VAA). Die derart erhobenen Daten werden zunächst einzeln ausgewertet und in einem weiteren Schritt mittels Triangulation miteinander verschränkt.

Diese Vorgehensweise möchte ich auf dem diesjährigen Frühjahres-Kolloquium anhand einer Einzelfallauswertung (eines erwachsenen Familienmitglieds) vorstellen.

 

Freitag, 10. April

09:00 - 10:15 Uhr 

Simon Schmiederer 

Should I stay or should I go? Die Bedeutung der Arbeitsbedingungen für den Übergang in den Ruhestand

In dem Vortrag werde ich anhand von Auswertungen qualitativer Interviews der Frage nachgehen, welche Rolle die Arbeitsbedingungen entweder für einen Frühausstieg aus der Erwerbsarbeit spielen oder für die Arbeitszufriedenheit älterer Beschäftigter, die nach dem 63. Lebensjahr noch arbeiten. Dabei soll erstens gezeigt werden, welche Arbeitsbedingungen und welche Veränderungen innerhalb der Arbeitsbedingungen und der Arbeitsorganisation als belastend und unbefriedigend erfahren werden. Zweitens werden die Vorstellungen von Guter Arbeit präsentiert, die in Konflikt mit den konkreten Arbeitsbedingungen geraten. Abschließend wird auf eigensinniges Verhalten bei denjenigen eingegangen, die trotz der von ihnen wahrgenommenen unbefriedigenden Arbeitssituation noch weiter arbeiten. Dabei wird auch danach gefragt, welche Bedeutung dabei ihr Status als ältere Beschäftigte hat.

10:30-11:45

Iris Nowak

Herangehensweise an die Untersuchung der Handlungsfähigkeit von Altenpflegekräften

Die überaus prekären Arbeitssituationen von Pflegekräften und Lebenssituationen der BewohnerInnen von Pflegeheimen sind vielfach erforscht und immer wieder Gegenstand in den Medien. Teilweise werden dabei auch die subjektiven Wahrnehmungen der Pflegekräfte bzw. die vielfältigen Formen von interaktiver Arbeit und damit Arbeit an (eigenen und fremden) Gefühlen thematisiert. Wie aber kann eine Forschung aussehen, die diese Subjektivität der Beschäftigten nicht nur ernst nimmt hinsichtlich der Bewältigung der täglichen Arbeitsanforderungen, sondern auch hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und ihrer notwendigen und (un-)möglichen Veränderung? Der Vortrag diskutiert dies anhand der grundsätzlichen Herangehensweise und einem konkreten empirischen Beispiel.

12:15 - 13:30 Uhr 

Jette Hausotter

Interessen junger Ingenieur_innen in Beruf und Familie: intersektionale Verortungen zwischen Privilegien und Verunsicherung

In meiner Dissertation untersuche ich die persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen von jungen angestellten Ingenieurinnen und Ingenieuren in Deutschland im Kontext der vielfältigen und widersprüchlichen Anforderungen in Berufs- und Sorgearbeit. Interessen verstehe ich dabei als von den Subjekten aktiv konstruierte und gleichzeitig kontextuell strukturierte Handlungsprämissen.

Im Vortrag stelle ich den Stand der Analyse meines Interviewmaterials vor. Hauptsächlich sind das Subjektkonstruktionen zu beruflichen und familiären Interessen sowie zu Konflikten im Erlangen eines guten Lebens, d. h. das Ergebnis der ersten vier Schritte der intersektionalen Mehrebenenanalyse.

Diskutieren möchte ich anschließend den Ausblick auf die weiteren Auswertungsschritte, in denen es um die gesellschaftliche Einordnung der herausgearbeiteten Subjektkonstruktionen geht: die Typologie von Interessen und deren Rückbindung an die Struktur- und Repräsentationsebene.