Annett Mickel

Thema: Identität als Entwurfsaufgabe. Das europäische Wohnhochhaus als Fallstudie

Fach: Architektur

Betreuer: Prof. Paolo Fusi

 

Zusammenfassung:

Identität ist heute im Architekturfachdiskurs und darüber hinaus ein Begriff in aller Munde. Ein oft verwendeter und schillernder Ausdruck, der eine klare Bedeutung innerhalb der Disziplin vermissen lässt. Der Begriff „Identität“ wird meist unscharf, stereotyp, abstrakt und bedeutungsleer verwendet. Dennoch findet man den Begriff der Identität in den letzten Jahren vermehrt in Entwurfsaufgaben der Architekten. Fast keine Wettbewerbsauslobung oder Projektbeschreibung fordert oder verweist nicht auf die ´besondere Identität des Gebäudes oder des Ortes´ oder ´die identifikationsstiftende Kraft´, die entwickelt werden soll.

Die Forschungsarbeit setzt sich mit der fehlenden Präzisierung des Begriffs der Identität im Zusammenhang mit der architektonischen Entwurfsaufgabe auseinander. Was genau steht hinter der Aufforderung, Identität in einem architektonischen Projekt zu entwerfen oder zu entwickeln? Dafür ist es notwendig den Begriff der Identität zu „zerlegen“ und die eigentlich dahinter verborgene Aufgabenstellung an den Architekten sichtbar zu machen.

Die entwurflichen Handlungsmöglichkeiten der Architekten bezogen auf die Aufgabenstellung „Identität entwerfen“ gilt es zu diskutieren. Dabei steht die Erforschung des komplexen Prozess des Entwerfens im Mittelpunkt. Fragen, die sich direkt auf die Arbeitsmethoden des Architekten beziehen, möchte ich beantworten. Wie kann das Wissen um kulturelle und gesellschaftliche Fragestellungen, wie sie zum Beispiel die Aufgabe „Identität“ zu entwerfen stellt, in den Entwurfsprozess integriert werden? Wie gestaltet sich der Entwurfsprozess? Welche Strategien, Praktiken und Methoden werden angewendet, sind diese noch zeitgemäß, inwieweit müssen wir sie anpassen?

Im Diskurs der Architektur wird den Zuhörenden oder den Lesenden immer durch die logische Reihe von Prinzip und Beispiel geführt. In meiner Forschungsarbeit untersuche ich als Fallstudie, Verdeutlichung und Arbeitsfeld das europäische Wohnhochhaus. Dabei wird auf aktuelle Projekte ab 1990 fokussiert. Welche Weiterentwicklung wird notwendig sein um den Typus des europäischen Wohnhochhauses zukunftsfähig zu machen? Wie müssen hier Aufgabenstellung und Entwurfsentscheidungen ausgerichtet werden? Das Spannungsfeld des Wohnhochhauses zwischen lokalen Anforderungen einer Orts- und Nutzerbezogenheit und dem Positionieren in einer globalisierten Welt wird dargestellt werden.

Die Forschungsarbeit leistet einen Beitrag im Bereich der Erforschung der Techniken und Praktiken des Entwerfens in der Architektur. Im Speziellen wird untersucht, wie Wissen aus einem gesellschaftlichen, soziologischen und politischen Diskurs in den Entwurfsprozess integriert werden kann. Wie können wir durch die Erhellung dieses komplexen Prozesses die entwerferischen Handlungsmöglichkeiten erweitern und verbessern? Inwieweit kann sich diese Verbesserung in den Ergebnissen, in realen architektonischen Projekten, wiederspiegeln? Dazu werden Aussagen zur konkreten Weiterentwicklung des Typus des Wohnhochhauses in Europa getroffen.