Challenge Accepted: Ein Überblick über die innovativen Lehrprojekte der ECIU-Förderrunden

An der Technischen Universität Hamburg vollzieht sich ein fundamentaler Wandel in der Lehre. Angetrieben durch die europäische Allianz „ECIU University“, entsteht eine neue Kultur des Lernens und Lehrens: internationaler, interdisziplinärer und mutiger. Kern dieser Transformation ist die Anschubfinanzierung für innovative Lehrkonzepte, die auf dem Prinzip des Challenge-Based Learning (CBL) basieren. Hier werden Studierende zu aktiven Gestaltern, die in internationalen Teams an den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit arbeiten.

Um dem einen positiven Anschub und Probierraum zu bieten wurde über Drittmittel seit Ende 2023 den Lehrenden der TUHH die Möglichkeit geboten Lehrinnovationsmittel einzuwerben über einen ECIU@TUHH Call. Die bisherigen Förderrunden haben eine beeindruckende Vielfalt an wegweisenden Projekten hervorgebracht. Sie sind mehr als nur neue Lehrveranstaltungen – sie sind der Beweis für eine lebendige, zukunftsorientierte Lehrkultur an der TUHH.

 

Mehr als nur Projekte: Eine europäische Vision für die Lehre

Hinter jeder geförderten Lehrinnovation steht eine klare strategische Vision. Die ECIU University hat sich zum Ziel gesetzt, eine hochwertige, forschungsgeleitete und wirkungsvolle Bildung auf europäischem Niveau zu schaffen. Studierende sollen befähigt werden, kritisch zu denken, innovativ zu handeln und in einer sich wandelnden Welt verantwortungsvoll zu führen.

Das Herzstück dieses Ansatzes ist die gelebte Internationalität und Interdisziplinarität sowie ein Katalog gemeinsamer Lehrveranstaltungen aller ECIU Partner. Diese Angebote stehen Master-Studierenden aller 12 ECIU-Partner offen, unabhängig von ihrer Fachrichtung. So entstehen heterogene Teams, in denen zukünftige Ingenieur:innen, Sozialwissenschaftler:innen und Designer:innen voneinander lernen. Für Lehrende bedeutet dies eine neue, spannende Rolle: Sie agieren nicht mehr nur als Fachexpert:innen, sondern als „TeaMcher“, Coaches und Facilitators, die den Lernprozess begleiten und ermöglichen.

Behind every funded teaching innovation lies a clear strategic vision. ECIU University aims to create high-quality, research-led, and impactful education at a European level. Students are to be empowered to think critically, act innovatively, and lead responsibly in a changing world.

At the heart of this approach are lived internationality and interdisciplinarity, as well as a shared catalogue of courses offered by all ECIU partners. These offerings are open to master’s students from all 12 ECIU partners, regardless of their field of study. This creates heterogeneous teams in which future engineers, social scientists, and designers learn from one another. For teaching staff, this means a new and exciting role: they no longer act solely as subject-matter experts, but as “TeaMchers,” coaches, and facilitators who guide and enable the learning process.

Unterstützung, die den Unterschied macht: Die Anschubfinanzierung

Um diesen Wandel zu ermöglichen und Freiräume für pädagogische Innovationen zu schaffen, unterstützt die TUHH ihre Lehrenden nicht nur ideell, sondern auch mit einer substanziellen Anschubfinanzierung. Diese finanzielle Förderung unterstreicht das Bekenntnis, den Mehraufwand für die Konzeption und Durchführung solch anspruchsvoller Formate wertzuschätzen. Die geförderten Formate gliedern sich in zwei Kategorien:

Challenges

Challenges

Challenges: Als große, semesterübergreifende Projekte erhalten sie eine Förderung von 20.000 € für die Konzeption und erstmalige Durchführung sowie weitere 4.000 € für die obligatorische Wiederholung.

Micromodule

Micromodules

Micromodules: Diese kompakten, fokussierten Lerneinheiten werden mit 3.000 € für die Erstdurchführung und 2.000 € für die Wiederholung gefördert.

Call 1: Die Pioniere, die den Weg bereiteten (Februar 2024)

Challenges des ersten Calls

Challenge 1

Hydrogen – a relevant factor for tomorrow's carbon-free aviation?

  • Leitung: Akin Ögrük, Francisco Encina, Prof. Dr. Christopher Thies
  • Dieses Projekt katapultiert Studierende direkt ins Zentrum der Energiewende. In enger Partnerschaft mit Airbus übernehmen sie die Rolle von Innovationsberater:innen und entwerfen die Blaupausen für eine funktionierende Wasserstoff-Infrastruktur – eine hochkomplexe und entscheidende Aufgabe für eine klimaneutrale Luftfahrt.
  • Links:1. Durchführung, 2. Durchführung
Challenge 2

Circular economy for office furniture

  • Leitung: Mahsa Doostdar, Magdalena Kitzberger, Prof. Dr. Kerstin Kuchta
  • Hier wird das lineare „Nehmen-Nutzen-Wegwerfen“-Modell frontal herausgefordert. Studierende agieren als Change Agents für eine ganze Branche, indem sie innovative Geschäftsmodelle, nachhaltige Materialkreisläufe und neue Designprinzipien entwickeln, um die Büromöbelindustrie zukunftsfähig zu machen.
  • Links:1. Durchführung, 2. Durchführung
Challenge 3

Creativity and Artificial Intelligence

  • Leitung: Dr. Jonas Bozenhardt, Prof. Dr. Maximilian Kiener
  • Dieses Format bricht radikal mit traditionellen Lehrplänen. Sowohl die Erforschung des Potenzials KI-gestützter Kreativität als auch die Suche nach Lösungen für die damit verbundenen Risiken erfordern Experimente und unkonventionelles Denken. Das Seminar ermöglicht es den teilnehmenden Studierenden, mit ihrer kollektiven Kreativität eine Herausforderung an der Schnittstelle von Kreativität und KI zu identifizieren und gemeinsam eine innovative, interdisziplinäre Lösung zu entwickeln. In dieser Challenge tun dies die Studierenden zusammen mit Künstlern, Komponisten, Filmschaffenden sowie dem Input von Forschenden aus verschiedenen Disziplinen.
  • Links:1. Durchführung, 2. Durchführung, 3. Durchführung

Micromodules des ersten Calls

Micromodule 1

GPU Architectures and Programming

  • Leitung: Tim Lühnen, Prof. S. Lal
  • Ein praxisnahes Modul, das Studierenden beibringt, die rechenintensiven Aufgaben, die in einem KI-Chatbot mit einem Large Language Model anfallen, schneller und energieeffizienter zu lösen – eine Kernkompetenz im High-Performance Computing.
  • Links:1. Durchführung, 2. Durchführung
Micromodule 2

Image Analysis for Intelligent Systems in Medicine

  • Leitung: Maximilian Neidhardt, Dr. S. Latus, Prof. A. Schläfer
  • Dieses Modul öffnet die Tür zu einer hochmodernen Anwendung von KI, indem es Studierende in die intelligente Bildanalyse für medizinische Diagnostik und Systeme mitnimmt.
  • Links:1. Durchführung, 2. Durchführung

Call 2: Projekte mit gesellschaftlichem Kompass (November 2024)

Challenges

Challenge 1

Sustainable Process Design Project

  • Leitung: Marius Fiedler, Dr.-Ing. Thomas Waluga, Prof. Dr.-Ing. Mirko Skiborowski
  • Dieses Projekt vermittelt den ganzheitlichen Ingenieursansatz für das 21. Jahrhundert. Am Beispiel der Planung einer Chemieanlage lernen Studierende, dass technische Exzellenz untrennbar mit ökologischen Auflagen, rechtlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz verbunden ist.
  • Status: Startet im Wintersemester 2025/26. Details zur Challenge
Challenge 2

Everyday Heroes: Innovating Assistive Tools for Children with Special Needs

  • Leitung: Lennart Osterhus, Gesine Liese, Dr. Barabara Klippel, Dr. Neele Meyer-Heydecke, Prof A-L Heins
  • Hier steht Empathie im Zentrum des ingenieurwissenschaftlichen Handelns. Durch die direkte Kooperation mit der Schule Elfenwiese entwickeln Studierende nicht für, sondern mit den Schüler:innen zusammen Ideen und Lösungen. So entstehen passgenaue assistive Technologien, die einen echten Unterschied im Alltag von Kindern machen.
  • Status: Startet im Wintersemester 2025/26. Details zur Challenge

Call 3: Future Skills für eine Welt im Wandel (Juni 2025)

Challenges

Challenge 1

Leading Agile Teams

  • Leitung: A. Musawi, Prof. Dr.-Ing. N. Bursac
  • Dieses Format verwandelt den Lernraum in ein agiles Führungslabor und das auch noch semesterübergreifend. In einem realen Ingenieursprojekt wenden Studierende agile Methoden wie Scrum an und reflektieren ihre Führungsrolle in internationalen Teams. Sie lernen, mit Komplexität und verschiedenen Arbeitskulturen konstruktiv umzugehen – eine essenzielle Vorbereitung auf die moderne Arbeitswelt.
  • Links:Durchführung als Micromodule, Durchführung als Challenge
Challenge 2

Ethical Innovation and AI

  • Leitung: Dr. J. Bozenhard, Prof. Dr. M. Kiener
  • Dieses Projekt adressiert eine der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie entwickeln wir verantwortungsvolle KI? Studierende lernen, mit Methoden wie „Ethics by Design“ ethische Überlegungen proaktiv und von Beginn an in den technologischen Entwicklungsprozess zu integrieren – eine Schlüsselkompetenz für zukünftige Innovator:innen.
  • Links:Details zur Challenge

Call 4: Am Puls der Zeit

Micromodules

Micromodule 1

Innovation to Impact: Empowering Startups

  • Leitung: In Kooperation mit dem StartUpDock, Prof. Lissel
  • Ein Katalysator für unternehmerisches Handeln: Dieses Modul bietet Studierenden das Rüstzeug und das Netzwerk, um aus einer ersten Idee ein validiertes Konzept zu entwickeln und den Weg in Richtung einer echten Gründung zu ebnen.
  • Links:Details zum Micromodule
Micromodule 2

Enabling Industry 4.0

  • Leitung: Yevhenii Shudrenko, Dr. Koojana Kuladinithi
  • Hier werden Studierende zu Gestalter:innen der vierten industriellen Revolution. Das Modul vermittelt tiefgehendes Wissen über die Schlüsseltechnologien und Konzepte, die notwendig sind, um die digitale Transformation in der Industrie aktiv voranzutreiben und zu managen.
  • Links :Details zum Micromodule

Wirkung, die über den Hörsaal hinausgeht

Der Erfolg dieser Formate zeigt sich nicht nur in den Projektergebnissen, sondern auch in der Resonanz. Drei der geförderten Lehrenden haben ihre innovativen Lehransätze bereits wissenschaftlich publiziert und tragen ihre Erfahrungen so in die Fachwelt. (Hier können die Publikationen verlinkt werden).

Auch das Feedback der Studierenden ist überwältigend positiv. Berichte aus den Challenges von Jonas Bozenhardt und Mahsa Doostdar zeigen, wie motivierend und lehrreich das Challenge-Format für die Teilnehmenden ist. (Hier können die Berichte verlinkt werden).

Ihr Weg zur eigenen Challenge: Unterstützung und Ausblick

Sie haben ebenfalls eine Idee für ein innovatives Lehrformat? Das Team des Zentrums für Lehre und Lernen (ZLL) ist Ihr zentraler Partner. Wir beraten Sie bei der Konzeption, unterstützen bei der Antragstellung und begleiten auf Wunsch sogar aktiv die Durchführung als Co-Lehrende.

Die ECIU-Initiative ist ein dynamisches Projekt, das sich kontinuierlich weiterentwickelt. Auch in der aktuellen Phase unterstützen wir Lehrende aktiv bei der Umsetzung ihrer Ideen. Die Anschubfinanzierung für flexible Formate wie Micromodules läuft kontinuierlich weiter. Parallel dazu arbeiten wir auf europäischer Ebene an der Finanzierung für die kommenden Jahre, um auch weiterhin größere Challenge-Formate zu ermöglichen.

Unser Aufruf lautet jedoch: Warten Sie nicht! Kommen Sie mit Ihren Ideen für eine Challenge jederzeit auf uns zu. Wir haben bereits viele kreative Lösungen gefunden – von der Erschließung alternativer Fördertöpfe bis hin zur personellen Unterstützung durch das ZLL.

Um den Austausch in unserer Community zu fördern, planen wir im kommenden Februar wieder einen teachING-Appetizer, bei dem Lehrende von ihren ECIU-Erfahrungen berichten. Werden Sie Teil dieser Innovationsbewegung und gestalten Sie mit uns die Zukunft der Lehre an der TUHH.