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Chemische Fachzeitschriften

Mit der zunehmenden Spezialisierung der Wissenschaften im 18. und besonders im 19. Jahrhundert kam es zur Herausgabe neuer, spezieller Fachzeitschriften. Für die Chemie wird häufig das zuerst 1778 erschienene "Chemische Journal für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen" des Lorenz Friedrich von Crell (1744-1816) als erste Fachzeitschrift genannt (Toftlund, Hans: Lorenz Crell und das erste chemische Periodikum 1778. Chemie in unserer Zeit 12 (1978) S. 199-200).> Harff bezeichnete Georg Ernst Stahls (1659-1734) "Observationum chymico-physico-medicarum curiosarum mensibus singulis bono cum Deo continuandarum", erschienen von 1697-98, als erste chemische Fachzeitschrift (Harff, Horst: Die Entwicklung der deutschen chemischen Fachzeitschrift. Berlin: Verlag Chemie, 1941. S.14). Yagello erwähnte auch einige kurzlebige chemische Periodika vor Crells Journal, z.B. "Chymische Experimente einer Gesellschaft im Erzgebürge" (Berlin: Lange 1753-59) (Yagello, Virginia E.: Early history of the chemical periodical. Journal of Chemical Education 45 (1968) S. 426-429. Hier: S. 427.) Das älteste chemische Journal, das heute noch erscheint, sind die "Annales de Chimie", die erstmals 1789 in Paris herauskamen.

1803 bis 1809 erschien ein "Neues allgemeines Journal der Chemie" unter der Herausgabe von Adolph Ferdinand Gehlen (1775-1815), das 1806 seinen Titel in "Journal der Chemie und Physik" änderte. "Es ist anzunehmen, dass die Herausgeber die Physik lediglich in den Titel aufgenommen haben, um mit gutem Gewissen auch die physikalische Chemie berücksichtigen zu können", da die Hefte weiter rein chemischen Charakter zeigten (Harff, a.a.O., S. 86). Dass in dieser Zeit eine lebhafte Entwicklung physikalisch-chemischer Ideen stattfand, beweist ebenfalls die 1820 erfolgte Umbenennung der "Annalen der Physik" von Ludwig Wilhelm Gilbert (1769-1824) in "Annalen der Physik und physikalischen Chemie" (Solov'ev, Ju.I.: Evolution of the concept of "Physical Chemistry". In: Russian Journal of Physical Chemistry 54 (1980) S. 621-625. Hier: S. 623). Diese Zeitschrift führte Johann Christian Poggendorf (1796-1877) unter dem Titel "Annalen der Physik und Chemie" weiter, da er der Meinung war, dass "eine Trennung beider (der Physik und Chemie) für den gegenwärtigen Zustand derselben durchaus unmöglich ist." (Zitiert nach Harff, a.a.O., S. 95) Nach Poggendorfs Tod übernahm G. Wiedemann die Annalen, die inzwischen zu einem rein physikalischen Fachblatt geworden waren. Auch das von 1810 bis 1833 erschienene "Neue Journal für Chemie und Physik" von Johann Salomo Chr. Schweigger (1779-1857) berücksichtigte die Physik nur so weit , wie sie mit der Chemie im engsten Zusammenhang stand (Kirchner, Joachim: Das deutsche Zeitschriftenwesen. Teil 1. 2.Aufl. Wiesbaden: Harrassowitz, 1958. S. 237.)

Ebenfalls in dieser Zeit erschienen die ersten Fachzeitschriften, die einem Teilgebiet von dem gewidmet waren, was heute Physikalische Chemie genannt wird: Es waren die "Beiträge zur näheren Kenntnis des Galvanismus und der Resultate seiner Untersuchungen", 1800 bis 1806 herausgegeben von Johann Wilhelm Ritter (1776-1820), und die Zeitschrift "Der Galvanismus", 1802 (4 Hefte) herausgegeben von Josef von Weber (1753-1831). Ihre Lebensdauer war kurz, da die meisten Beiträge zum Galvanismus in den bestehenden "Annalen der Physik" veröffentlicht wurden. Die Naturwissenschaften waren noch nicht so aufgesplittert, dass sich solche Neugründungen durchsetzen konnten. (Dreihundert Jahre..., a.a.O., S. 26-27.)

Aufgrund der anwachsenden Literaturflut wurde 1830 das erste wirkliche Referateorgan gegründet, das "Pharmaceutische Centralblatt", was sich ab 1850 "Chemisch-Pharmaceutisches Centralblatt" und ab 1856 "Chemisches Centralblatt" nannte. 1832 wurde unter Mitarbeit von Justus von Liebig (1803-1873) die älteste noch heute erscheinende deutsche chemische Fachzeitschrift, die "Annalen der Pharmacie", die späteren "Annalen der Chemie und Pharmacie", gegründet. Sie heisst heute "Justus Liebig's Annalen der Chemie".

Auf dem Gebiet der heutigen Physikalischen Chemie gab August Karl König (1822-1879) 1851 wohl eine der ersten reinen "Übersetzungszeitschriften" heraus, das "Journal für Physik und physikalische Chemie des Auslandes in vollständiger Übersetzung". Es erschien nur ein Jahr.

Die erste Zeitschrift für ein Teilgebiet der Chemie, die 1862 von Carl Remigius Fresenius (1818-1897) gegründete "Zeitschrift für analytische Chemie", erscheint noch heute. Ab 1887 erschien als das Spezialorgan für Physikalische Chemie die "Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre". Weitere Spezialgründungen folgten in den nächsten Jahrzehnten: 1888 Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, 1903 Biochemische Zeitschrift u.a.<$FEinen kurzen Überblick zur Geschichte auch ausländischer chemischer Zeitschriften gibt (Schmitz, Hans: Zur Entwicklung der chemischen Zeitschriftenliteratur. Laboratoriumspraxis 19 (1967) S. 140-142).


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