Markthochlauf erneuerbarer Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuel)

Kontakt:Nils Bullerdiek, M.Sc.
Dr.-Ing. Ulf Neuling

Für eine zeitnahe und kontinuierlich ansteigende Reduktion von Luftverkehrsemissionen in signifikanten Größenordnungen stellen erneuerbarer Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) eine zentrale Komponente dar. Obwohl die praktische Einsatzfähigkeit erneuerbarer Flugkraftstoffe – insbesondere innerhalb des vergangenen Jahrzehnts – vielfach demonstriert wurde, blieb das Potenzial ihrer großtechnischen, kommerziellen Nutzung bisher weitestgehend ungenutzt. Grund dafür ist vor allem die Kombination aus hohen Herstellungs- bzw. Bereitstellungskosten erneuerbarer Flugkraftstoffe ggü. fossilem Kerosin und einem fehlenden geeigneten regulatorischen Förderrahmen. Die Umsetzung eines breiten Markthochlaufs erneuerbarer Flugkraftstoffe ist eine komplexe, multiperspektivische Aufgabe, bei der technische, ökologische und ökonomische Anforderungen sowie Restriktionen und Interdependenzen entlang der gesamten Kraftstoffversorgungskette ganzheitlich betrachtet und in einem heterogenen regulatorischen Umfeld in Einklang gebracht werden müssen.

Innerhalb dieses Spannungsfeldes werden Handlungsoptionen und -erfordernisse im Rahmen verschiedener Forschungstätigkeiten und Projekte untersucht und bewertet, um einen möglichst öko-effizienten Markthochlauf für erneuerbare Flugkraftstoffe zu realisieren. Derartige Forschungstätigkeiten umfassen u. a. die Untersuchung regulatorischer Instrumente und Instrumentenkombinationen (z. B. Quotenmodelle) zur Erzeugung einer effektiven und dauerhaften Nachfrage nach erneuerbaren Flugkraftstoffen sowie die Identifikation und Bewertung von Handlungsoptionen für den Aufbau von SAF-Herstellungskapazitäten auf Basis verschiedener Rohstoffe und technischen Konversionsverfahren. Darüber hinaus stellen Anforderungen und Handlungsnotwendigkeiten für die nahtlose Nutzung erneuerbarer Flugkraftstoffe im operativen Flugbetrieb einen weiteren Bestandteil der Forschungsaktivitäten dar. Darunter fällt beispielsweise die Entwicklung und Bewertung von Anrechnungs- und Nachweisführungskonzepten, mit denen eine transparente, zuverlässige und möglichst kostengünstige Anrechnung erneuerbarer Flugkraftstoffe möglich ist, z. B. in Instrumenten wie dem europäischen Emissionshandel (EU ETS) oder CORSIA – dem CO2-Kompensations und Reduktionsinstrument für die internationale Zivilluftfahrt. Aufbauend auf diesen Forschungsbereichen werden weitere positive und negative Primär- und Sekundäreffekte analysiert, die sich infolge einer großtechnischen Nutzung erneuerbarer Flugkraftstoffe beispielsweise sektorübergreifend ergeben könnten – z. B. aufgrund von Nutzungskonkurrenzen um regenerative Rohstoffpotenziale.