Business Analytics

Big Data und Analytics (BDA) bezeichnet die technologischen Möglichkeiten, aus großen Datenmengen und leistungsfähigen Algorithmen verborgene Informationen über Kunden und organisationale Geschäftsaktivitäten aufzudecken und neue Wertschöpfungsprozesse zu kreieren. Die derzeitige betriebswirtschaftliche Forschung ist dabei primär auf Effizienzgewinne durch BDA gerichtet. Die Beziehung zu Wettbewerbsvorteilen oder gar Unternehmenserfolg wird dann häufig als Folge hieraus eher unterstellt oder vereinfacht aus dem Besitz wertvoller Daten in Analogie zu Plattformunternehmen wie Google behauptet. Aus strategischer Sicht ist diese Beziehung jedoch alles andere als eindeutig. Wichtige Fragen, die sich hieraus ergeben und derzeit noch unbeantwortet bleiben, sind z.B. die folgenden:

·       Wie kann BDA strategische Entscheidungsprozesse unterstützen? Welche Risiken bestehen, wenn in der Strategieentwicklung naturgemäß kreative Denkprozesse durch algorithmische Prozesse der vergangenheitsbezogenen Mustererkennung ergänzt/ersetzt werden? Wie lässt sich hiermit vereinbaren, dass erfolgreiche Strategien typischerweise Muster brechen, anstelle diese zu suchen?

·       Wie kann BDA zu disruptiven Geschäftsmodellinnovationen führen? Welche Risiken entstehen, wenn sich durch die Replizierung von technologischen best practices Geschäftsmodelle angleichen?

·       Wie kann BDA etablierte Wettbewerbsvorteile unterstützen und/oder neue Wettbewerbsvorteile schaffen? Welche Risiken bestehen, wenn sich durch ähnliche BDA-Strategien und steigender Effizienz der Wettbewerb zunehmend in Richtung ‚Preis‘ verschiebt?

Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns im Rahmen des TUHH-Leuchtturmprojektes Business Analytics – Optimierungspotenziale und strategische Risiken für maritime logistische Systeme“. Ziel des Projektes ist es, sowohl die Optimierungspotenziale als auch die strategischen Risiken des Einsatzes von BDA aus dem Blickwinkel verschiedener Disziplinen integrativ zu beleuchten. Im Vordergrund steht eine holistische Perspektive, die auch die kritische Beurteilung des Themas beinhaltet. Letztere wird zum jetzigen Zeitpunkt noch stark vernachlässigt. Die beteiligten Professuren kommen aus der Informatik/OR, Mathematik, Logistik und Unternehmensführung. Das Projekt ist damit hochgradig interdisziplinär. Das Projekt ist bezogen auf die Maritime Logistik. Die Branche unterliegt derzeit großen Veränderungen und ist vom technologischen Wandel besonders betroffen. Die etablierten Unternehmen dieser Branche stehen in einem intensiven Wettbewerb um Kosten und Effizienz und stehen unter hohem Druck, BDA-Lösungen zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber hinaus steht die Branche vor dem Eintritt neuer Marktteilnehmer, darunter etablierte Technologieunternehmen mit fortgeschrittenen BDA-Kenntnissen (z.B. Amazon, Alibaba) sowie Start-ups, die hochspezialisierte BDA-Lösungen entwickeln.

Das Projekt bildet Teil der i3-Strategie der TUHH und wird gefördert von April 2019 bis März 2022 durch die Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB). Nähere Informationen zum i3-Lab finden Sie hier.

Publikationen und Konferenzbeiträge:

Wrona, T., & Reinecke, P. (2020). Strategy in Discovery Mode – Wie Big Data & Analytics strategisches Denken verdrängen kann, in: WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches Studium.

Wrona, T., & Reinecke, P. (2019). The “Dark Side” of Big Data Analytics – Uncovering Path Dependency Risks of Big Data Analytics Investments. In Proceedings of the 27th European Conference on Information Systems (ECIS), Stockholm & Uppsala, Sweden, June 8-14, 2019. Online verfügbar unter folgendem Link.

Wrona, T., & Reinecke, P. (2019). Wie strategisch sind Algorithmen? Die Rolle von Big Data und Analytics im Rahmen strategischer Entscheidungsprozesse. In: Schröder, M., & Wegner, K. (Eds.). Logistik im Wandel der Zeit: Von der Produktionssteuerung zu vernetzten Supply Chains, Festschrift für Wolfgang Kersten zum 60. Geburtstag, Springer Gabler, Wiesbaden 2019. Online verfügbar unter folgendem Link.

Wrona, T., & Reinecke, P. (2019). Strategic Risks of Big Data and Analytics – A Path Dependency Perspective. HICL 2019. Hamburg International Conference of Logistics. (Konferenzbeitrag)

Rückert, N., Fischer, K., Wrona, T., Reinecke, P., & Pache, H. (2019). Big Data Analytics in Maritime Logistics: Benefits and Risks for Container Flow Optimization. The 9th International Conference on Logistics and Maritime Systems: Smart Analytics for Maritime and Logistics Systems, Singapur, August 14-16, 2019. (Konferenzbeitrag)

Reinecke, P. (2018). Strategic Management Issues in Big Data and Analytics: An Interdisciplinary Approach to Identify Strategic Opportunities and Threats in Maritime Logistics. Annual Meeting of Organizational Research, Frankfurt/Oder, Germany. (Konferenzbeitrag)

Organisational Paradox Management

Im Rahmen von Globalisierung und Digitalisierung sind Wirtschaftsunternehmen vermehrt mit Spannungen aus konfliktären Zielen konfrontiert. Neben ökonomischen Zielen, die ihnen ihre Geschäftsmodelle auferlegen, fordern verschiedene Stakeholder, dass sie auch ökologischen und sozialen Zielen gerecht werden. So stehen im Rahmen der Globalisierung die Arbeitsbedingungen und Umwelteinflüsse der Produktion entlang globaler Lieferketten im Vordergrund, deren Erreichung häufig mit finanziellen Zielen im Konflikt steht. Im Rahmen der Digitalisierung ergeben sich Spannungen aus digitalen Geschäftsmodellen und verantwortungsbewusster Digitalisierung. Um mit solchen Spannungen umzugehen, bedienen sich ManagerInnen verschiedener Praktiken des organisationalen Paradox Managements. Im Rahmen dieses Projekts untersuchen wir diese Praktiken und leiten Empfehlungen für Unternehmen ab, sich proaktiv mit paradoxen Spannungen aus Globalisierung und Digitalisierung auseinanderzusetzen.

Publikationen und Konferenzbeiträge:

Carmine, S., Andriopoulos, C., Gotsi, M., Charmine, E.J.H., Krzeminska, A., Mafico, N., Pradies, C., Raza, H., Raza-Ullah, T., Schrage, S., Sharma, G., Slawinski, N., Stadtler, L., Tunarosa, A., Winther-Hansen, C., & Keller, J. (2021). A Paradox Approach to Organizational Tensions during the Pandemic Crisis of COVID-19, in: Journal of Management Inquiry (online first). DOI: journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1056492620986863.

Schrage, S., & Rasche, A. (2021). Inter-Organizational Paradox Management: How National Business Systems Affect Responses to Paradox Along a Global Value Chain, in: Organization Studies (online first), DOI: journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0170840621993238.

Kommunikationstechnologien und Strategiepraktiken

Digitale Kommunikationstechnologien wie z.B. zoom und Skype for Business oder soziale Medien wie z.B. Slack gehören inzwischen zum Alltag gesellschaftlicher Kommunikation. Sie spielen ins-besondere in Unternehmen eine zentrale Rolle, da sie u.a. eine virtuelle Zusammenarbeit er-möglichen und Kommunikationsprozesse beschleunigen. Damit verändert sich jedoch auch die Art und Weise, wie Mitarbeiter in Unternehmen zusammenarbeiten. 

Das vorliegende Forschungsprojekt befasst sich mit der Frage, welche Auswirkungen diese neu-en Technologien auf Strategieprozesse in Unternehmen haben, die aufgrund der Bedeutung von Kreativität oder Zukunftsorientierung besondere Anforderungen an Kommunikationen stellen. Strategische Praktiken wie Planung oder die diskursive Gestaltung von Strategie-Meetings sind daher nicht losgelöst vom Einsatz solcher Technologien zu betrachten. Die „Strategy-as-Practice“-Forschung, die sich mit der Analyse solcher Praktiken befasst, hat sich bislang mit diesem Zusammenspiel jedoch nur geringfügig befasst.

Im Zuge dieses Forschungsprojektes wird die Verlagerung des Strategieprozesses und der dazu-gehörigen Strategiepraktiken in den digitalen Kommunikationsraum durch eine Praxisperspektive untersucht. Daraus werden Implikationen für Merkmale und Eigenschaften des Strategieprozesses abgeleitet. Die Rolle der Strategen und ihr Umgang sowie die Instrumentalisierung der digitalen Kommunikationstechnologien finden in der Untersuchung explizit Berücksichtigung. Die Daten dieser Untersuchung werden mittels einer Ethnographie in einem internationalen Unternehmen erhoben.

Diskursive Ko-Konstruktion von Strategie im Beratungsprozess

Strategieprojekte von Unternehmen werden häufig durch die Beteiligung von Unternehmensberatungen entwickelt. Berater können hierbei sehr verschiedene Rollen einnehmen – vom reinen „Prozessberater“ bis hin zum „Lösungsfinder“ (vgl. Bamberger/Wrona 2012). Solche Rollenmodelle fußen auf einer Idealisierung stattfindender Beziehungen zwischen dem Berater und den Klienten. Dabei wird auf der einen Seite z.T. der Einfluss des Beraters als sehr stark und die Position des Klienten als eher schwach betrachtet (z.B. ein Berater kommt zum Klienten, analysiert professionell die Lage und kann eine fundierte Strategieempfehlung geben). Auf der anderen Seite werden Berater z.T. rein funktional betrachtet (z.B. in Bezug auf den von ihnen eingebrachten „Werkzeugkasten“) und mikropolitisch mächtigen Klienten gegenübergestellt. Es ist jedoch zu vermuten, dass in konkreten Beratungsprojekte beide Aspekte, möglicherweise zeitversetzt, zusammen treffen und dass das Ergebnis der Beratungsaufgabe „Strategieentwicklung“ stark davon abhängt, wie der Diskurs zwischen Berater und Klient gestaltet wird, welche Praktiken sich hier vollziehen etc.

Innerhalb dieses Forschungsprojektes werden nun die strategisch relevanten Diskurse zwischen Berater und Klienten in den Mittelpunkt gerückt, um so ein tiefergehendes Verständnis und eine empirische Entschlüsselung des situativen Zusammenwirkens der Beteiligten hinsichtlich der Formierung und Steuerung von strategischen Diskursen zu erreichen. Diesbezüglich werden mittels kommunikativ-konstruktivistischer Strategy-as-Discourse-Perspektive relevante strategische Diskurse und die Mechanismen der Einflussnahme analysiert. Als empirisches Material werden sowohl Audio-Aufnahmen einer strategisch relevanten Workshopreihe in einer multinationalen Organisation als auch Experteninterviews genutzt. Das Material wird nach Grounded-Theory-Methodologie ausgewertet.

Opportunities, environment & entrepreneur interaction

Dealing with and developing opportunities seems to be of utmost importance for all businesses. Why? – Because the recognition and exploitation of opportunities is one of the biggest steps in every business. Despite its importance, the focus on opportunities and their recognition has been neglected so far. Specifically, previous one-dimensional explanations lack a deeper understanding and investigation of the entrepreneurial process in a connected world. Conducting a qualitative multiple case study, we aim for a realistic depiction of the circular process between the environment and the entrepreneur along the entire entrepreneurial process, from opportunity up to an active business. By providing real-life insights on business model developments emerging from a continuous and dual interaction, we contribute to management research and entrepreneurship research particularly.

Qualitative Managementforschung

Managementforschung basiert auf Befunden, die über den Einsatz bestimmter Methoden gewonnen werden. Unsere Perspektive ist dabei, dass mit einem solchen Methodeneinsatz die zu untersuchende Realität mit konstruiert wird: sie liegt entsprechend nicht objektiv vor uns, sondern mit der Entscheidung für den Einsatz einer bestimmten Methode blicken wir auf die Realität in einer ganz bestimmten Weise. Im Rahmen der Forschung beschäftigen wir uns beispielsweise mit Fragen des Fortschritts innerhalb qualitativer Forschung (vgl. Wrona 2006), der Rolle und den Funktionen empirischer Methoden innerhalb der internationalen Managementforschung (vgl. Wrona 2008), der Kombination von Forschungsmethoden (vgl. Wrona/Fandel 2010) oder der Möglichkeiten einer integrativen Einbettung theoretischen Vorwissens in den gesamten qualitativen Forschungsprozess (Wrona/Gunnesch 2016; Wrona 2018; Wrona/Zapf/Reinecke i.V.). 

Strategische Entscheidungen von deutschen Exporteuren und ihre Leistungsergebnisse

Das Hauptziel des Projektes ist die Analyse von Strategien der Exporteure aus der Perspektive mehrerer theoretischer Ansätze und verschiedener Forschungsmethoden. Im Laufe des Projektes sollten insbesondere folgende detaillierte Ziele erreicht werden:

(1) Empirische Analyse von Determinanten der Strategie und der Leistungsergebnisse deutscher Exporteure unter besonderer Berücksichtigung der institutionellen Charakteristiken der Zielländer und der Gestaltung des Geschäftsmodells, sowie unter Betrachtung von möglichen Rückzügen aus der Exporttätigkeit;

(2) Untersuchung der Anpassungsverhalten von Exporteuren an verschiedene institutionelle Umfelder;

(3) Untersuchung der Entscheidungsprozesse von Exporteuren und ihrer Folgen.

Das Projekt baut einerseits auf einer quantitativen Umfrage von deutschen Exporteuren aus dem verarbeitenden Gewerbe auf, um die relevanten Determinanten der Leistungsergebnisse der Exporttätigkeit in verschiedenen institutionellen Kontexten zu untersuchen. Andererseits wird eine qualitative Feldstudie durchgeführt, um ein besseres Verständnis der Anpassung von Exporteuren an ausländische Märkte aufzubauen und eine Typologie von diesbezüglichen Entscheidungsprozessen zu entwickeln. Das Projekt wird durch den Gastwissenschaftler Prof. Dr. Piotr Trąpczyński (Wirtschaftsuniversität Poznań, Polen) in Zusammenarbeit mit dem isim durchgeführt.