Forschungsbericht 2005



Beschleunigte aerobe in situ- Stabilisierung der Altablagerung Kuhstedt zur Minderung des Kosten- und Nachsorgeaufwandes - Langzeitverhalten und Erfolgskontrolle

Institut: AbfallRessourcenWirtschaft
Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Rainer Stegmann
Stellvertretende Projektleitung: Dr.-Ing. Marco Ritzkowski
Mitarbeiter/innen: Dr.-Ing. Marco Ritzkowski
Projektnummer: E.1-04.094
Laufzeit: 01.06.2004 - 30.05.2007
Finanzierung:
  • BMBF- Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
  • Landkreis Rotenburg (Wümme)


 
Bild

Bild: Betriebsfläche mit Einrichtung zur In-Situ Belüftung der Altdeponie Kuhstedt (links: RTO zur Abluftreinigung; rechts: Container mit Belüftungsaggregaten)

WISSENSCHAFTLICHE KONTAKTE UND KOOPERATIONEN:

  • Landkreis Rotenburg (Wümme)
  • Ingenieurbüro für Abfallwirtschaft (ifas), Hamburg
  • Haase Energietechnik GmbH
  • Dr.-Ing. Kai Heining, Planung und Beratung in der Verfahrenstechnik

ZIEL

Im bisherigen F&E-Vorhaben wurde auf dem Standort Altdeponie Kuhstedt, Landkreis Rotenburg (Wümme), erstmalig in Deutschland ein neuartiges Anlagensystem zur aeroben in situ Stabilisierung einer gesamten Deponie technisch realisiert und über einen Zeitraum von 29 Monaten betrieben. Bei dem insgesamt sehr positiv verlaufenen Stabilisierungsbetrieb das Ziel einer weitgehenden Verminderung des Emissionspotenzials noch nicht vollständig erreicht werden. Mit der Fortführung der Stabilisierung als Anschlussvorhaben soll die Untersuchung weiterer wissenschaftlicher und praxisorientierter Fragestellungen im Zusammenhang mit der Deponiestilllegung und -nachsorge erfolgen. Weiterhin kann das Langzeitverhalten und die Effizienz der eingesetzten technischen Komponenten überprüft werden. In diesem Zusammenhang sollen auch die Versuchsfelder zur Überprüfung standortangepasster Oberflächenabdichtungssysteme weitergeführt werden. Es ist eine gesamte Betriebsdauer von mindestens 5 Jahren anzustreben, um belastbare Ergebnisse hinsichtlich des Wasserhaushalts, des Methanoxidationsvermögens und der Funktionstüchtigkeit der einzelnen Dichtungselemente zu erzielen.

INHALT

Aus dem Anlagenbetrieb im Zuge des vorherigen Vorhabens sowie aus den begleitend durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen ergeben sich weitere Fragestellungen, die in ihrer Komplexität in der vorherigen Antragsphase nicht absehbar waren, jedoch aus wissenschaftlicher Sicht und im Sinne eines zukünftig noch zu optimierenden Anlagenbetriebes beantwortet werden sollten. Im einzelnen sind dieses:

Temperaturerhöhungen infolge der Aerobisierung

  • Entwicklung eines "Wärmehaushaltsmodells": Beziehungen zwischen der beobachteten Temperaturerhöhung im Deponiekörper und der Charakteristik der belüfteten Abfälle (biologisch umsetzbarer organischer Gehalt)
  • Vorhersagen für a) die Dauer und b) die Intensität der Temperaturerhöhung im Vorwege von Belüftungsmaßnahmen
  • Steuerung des Temperaturniveaus im Deponiekörper durch gezielt gesteuerten Anlagenbetrieb zur Optimierung der Stabilisierungsprozesse

Prognose des Kondensatanfalls

  • Vorhersage des Kondensatanfalls im Vorwege einer Belüftungsmaßnahme zur Berücksichtigung bei baulichen und technischen Maßnahmen zur Vermeidung von Störungen
  • Kondensatqualitätsänderungen im Verlaufe einer Belüftungsmaßnahme

Prognose der zu erwartenden Setzungen

Optimierung und Standardisierung der Anlagentechnik

  • Langzeitstabilität der eingesetzten Anlagenbestandteile (Belüftungs- und Ablufterfassungsbrunnen, Rohrleitungen, Kondensatschächte etc.)
  • Standardisierung
  • Überführung des Belüftungsverfahrens in den Stand der Technik

Mittel- und langfristige Auswirkungen der Belüftung auf die Sicker- und Grundwasserqualität

Gas- bzw. Luftverteilung im Deponiekörper

Umsetzungsreaktionen in der Abfallmatrix und im Sickerwasser

Evaluierung von Erfolgskriterien

  • Grundlagen zur Erfolgskontrolle
  • Erfolgskriterien zur Beendigung einer Belüftungsmaßnahme

ERGEBNISSE

Technikumsversuche

Die Ergebnisse umfassender Laboruntersuchungen (Deponiesimulationsreaktoren) bestätigen eindeutig das große Potenzial der Methode hinsichtlich der biologischen Stabilisierung abgelagerter Abfälle. Gegenüber anaeroben Kontrollversuchen konnte infolge der Belüftung eine schnelle und signifikante Abnahme der Parameter BSB5, CSB und TOC im Sickerwasser beobachtet werden. Ebenso nahmen die anorganischen N-Verbindungen (im wesentlichen Ammonium) sehr schnell auf Konzentrationen im Bereich der Nachweisgrenzen ab. Die Grenzwerte des 51. Anhanges der Abwasserverordnung werden für diese Parameter sicher eingehalten.

In Abhängigkeit von der Zusammensetzung der abgelagerten Abfälle (biologisch verfügbare Organik) lässt sich auch ein beschleunigter C-Austrag über die Gasphase nachweisen. Dieser wird nahezu ausschließlich (>95%) in Form von CO2 gemessen, CH4 liegt nicht oder nur in sehr geringen Konzentrationen vor.

Großtechnische Untersuchungen

Die Ergebnisse aus der großtechnischen Anwendung der Methode auf der Altdeponie Kuhstedt bestätigen die Laboruntersuchungen. Es gelingt, den C-Austrag über die Gasphase gegenüber der (berechneten) anaeroben Deponie infolge der aeroben Abbauprozesse signifikant (Faktor 3,5) zu steigern. Auch lassen sich nach 43 Monaten Betriebsdauer tendenziell abnehmende Sickerwasser- und Grundwasserbelastungen (organische Inhaltsstoffe sowie Stickstoff) feststellen.

Anhaltend hohe Temperaturen im inneren des Deponiekörpers (40 - 65°C) mit jedoch abnehmender Tendenz deuten auf andauernde intensive aerobe Stoffwechselaktivitäten hin. Dieses wird durch die ebenfalls signifikanten Setzungen (ca. 8,4 % der ursprünglichen Deponiemächtigkeit vor Beginn der Belüftungsmaßnahme) bestätigt, die ebenfalls seit Sommer 2004 tendenziell rückläufig sind. Die Belüftungsmaßnahme wird fortgeführt, bis ein im Rahmen des Vorhabens zu definierendes Stabilitätsniveau (Erfolgsparameter) erreicht wird.

Weitere Informationen zu diesem Forschungsprojekt können Sie hier bekommen

 

Publikationen
  • 1-04.551V
    Ritzkowski, M., Stegmann, R., Heyer, K.-U. (2004): Aktueller Erkenntnisstand zur in-situ Belüftung von Deponien am Beispiel des mehrjährigen Versuches auf der Altdeponie Kuhstedt. In: M. Kühle-Weidemeier (Hrsg.): Abfallforschungstage 2004 - Auf dem Weg in eine nachhaltige Abfallwirtschaft. Cuvillier Verlag, Göttingen, S. 370 - 391, ISBN 3-86537-121-3
  • 1-04.593V
    Ritzkowski, M., Heyer, K.-U., Stegmann, R. (2005): Neuere Erkenntnisse zur aeroben in situ Stabilisierung von Altdeponien. In: Stilllegung und Nachsorge von Deponien - Schwerpunkt Deponiegas 2005, Trierer Berichte zur Abfallwirtschaft, Bd. 16, Rettenberger / Stegmann (Hrsg.), Verlag Abfall aktuell, Stuttgart
  • 1-04.594V
    Ritzkowski, M., Stegmann, R. (2005): Parameters for the assessment of landfill sustainability based on the results of landfill aeration. In: Seminar on Sustainable Landfilling, Abbay of Praglia, Italy, June 13. to 15. 2005, proceedings
  • 1-04.595V
    Ritzkowski, M., Heyer, K.-U., Stegmann, R. (2005): In situ Belüftung zur beschleunigten Stabilisierung, In: Perspektiven von Deponien- Stilllegung und Nachnutzung nach 2005. Beiträge zu Abfallwirtschaft/Altlasten, Bd. 42, B. Bilitewski, P. Werner, R. Stegmann, G. Rettenberger (Hrsg.), Verlag und Druckerei Tierbs, Pirna
  • 1-04.596V
    Ritzkowski, M. (2005): Beschleunigte aerobe In-situ Stabilisierung von Altdeponien am Beispiel der Altdeponie Kuhstedt. In: Hamburger Berichte Bd. 26, Verlag Abfall aktuell, Stuttgart
  • 1-04.597V
    Ritzkowski, M., Stegmann, R. (2005): Mechanisms affecting the leachate quality in the course of landfill in situ aeration. In: Proceedings (CD-ROM) of Sardinia 2005 - Tenth International Waste Management and Landfill Symposium. Cossu, R. Stegmann, R. (Eds.). Session C15, pp. 417-418; CISA, Environmental Sanitary Engineering Centre. S. Margerita di Pula, Cagliari. Italy, 03-07.10.2005.
  • 1-04.598V
    Ritzkowski, M., Stegmann, R. (2005): Estimation of operation periods for in situ aerated landfills. In: Proceedings (CD-ROM) of Sardinia 2005 - Tenth International Waste Management and Landfill Symposium. Cossu, R. Stegmann, R. (Eds.). Session C15, pp. 415-416; CISA, Environmental Sanitary Engineering Centre. S. Margerita di Pula, Cagliari. Italy, 03-07.10.2005.
  • 1-04.599V
    Ritzkowski, M., Stegmann, R. (2005): Reduction of Greenhouse Gas emissions by landfill in situ aeration. In: Proceedings (CD-ROM) of Sardinia 2005 - Tenth International Waste Management and Landfill Symposium. Cossu, R. Stegmann, R. (Eds.). Session F5, pp.797-798; CISA, Environmental Sanitary Engineering Centre. S. Margerita di Pula, Cagliari. Italy, 03-07.10.2005.
  • 1-04.613V
    Heyer, K.-U., Hupe, K., Ritzkowski, M., Stegmann, R. (2005): Pollutant release and pollutant reduction - Impact of the aeration of landfills. In: Waste Management 24 (2005), pp. 353 - 359, Elsevier

Stichwörter

  • Emissionspotenzial
  • Erfolgskontrolle
  • Kostensenkungspotenzial
  • Langzeitverhalten
  • Oberflächenabdeckung
  • biologische in situ Stabilisierung
  • in situ Belüftung
  • reduzierter Nachsorgeaufwand